Landgericht Marburg

Heute war es mal wieder soweit. Prozess > 10 plus.

Um 9:15 sollte es losgehen, doch wegen technischen Problemen wurde der Termin auf 12 Uhr verschoben.

Für mich war das in der Tat ein Problem. Denn die Parkplatzsuche mit dem eVan ist in Marburg nicht einfach, schon gar nicht im Schatten.

Und Mittags war es bereits sehr heiss und ich hatte kein Schattenparkplatz gefunden. Es betrifft mich immer sehr wenn diese Angelegenheiten auf Kosten der Hunde geht. Das erinnert mich immer wieder an den Fall, wo ich wegen Geldmangel nicht rechtzeitig mit Bob zum Tierarzt gegangen bin und ich dachte den Biss eines anderen Hundes könnte ich selbst in den Griff bekomme . Erst als Fleischverwesungsgeruch entstand habe ich den Mumm damals gehabt erneut Geld anzufragen, bin zum Tierarzt doch die Wunde konnte nicht mehr genäht werden und bedurfte einer langen Pflegezeit. In der Zwischenzeit musste ich auch noch nach Deutschland – zu einem Gerichtstermin natürlich und den pflegebedürftigen Hund zurücklassen.

Nun aber zurück nach Marburg. Ich habe es gerade noch pünktlich geschafft. Mein Anwalt war schon vor Ort und ein zweiter Herr. Es stellte sich als der Anwalt der Gegenseite dar. Da war ich verdutzt. Denn es war ja angekündigt, dass die Gegenseite plus Anwalt aus Hamburg (!) per Videokonferenz zugeschaltet wird.

Aus Gewohnheit bot ich sofort meine Hand zur Begrüßung an, welche auch zögerlich angenommen wurde. In dem Moment wo sich sich unsere Hände berührten, kam sehr viel in mir hoch.

Genauso wie dieser Anwalt der Gegenseite mich in seinen Stellungsnahmen fast wie ein „Monster“ beschrieb, so nahm ich ihn ebenfalls war. Wir sind uns noch nie zuvor persönlich begegnet, aber seinen Ton und die Art und Weise in seinen Schreiben den Sachverhalten zu beschreiben, fand ich immer schon sehr grenzwürdig und bedrohend. Einige Drohungen zur Haftstrafe etc. wurden manchmal sogar in rot und fett geschrieben. Laut meiner Arbeitsrechtlerin wäre diese Arbeitsweise überhaupt nicht Gang und gäbe würde aber wohl von manchen Kollegen zur Einschüchterung genutzt.

Und da stand da dieser eigentlich nette Mann da und passte sogar nicht zu den Schreiben.

Der Richter kam leicht zu spät und bis dahin unterhielten wir uns in einer netten Runde über das Marburger Verkehrskonzept. Dabei kam heraus, dass mein Anwalt ebenfalls ein eAuto fährt und der Anwalt der Gegenseite sogar mit einem eBike unterwegs ist.

Wenn wir uns unter anderen Umständen kennengelernt hätten …

Dann kam der Richter, welcher im Prozess mehrfach betont hat, dass es doch schön wäre, endlich mich mal persönlich anzutreffen. Den zwei Mal war ich abwesend, da ich eben kaum bei meiner Meldeadresse bin und es schwierig ist für mich die ganzen Prozesse gegen meine Person überhaupt mitzubekommen.

Und dann wurde es sehr emotional. Ich habe auch eine kurze Zusammenfassung von mir gegeben, wie sehr ich ebenfalls an dem TWIKE Projekt hänge, wie sehr mich die Zahlen des Unternehmens belasten nachdem ich ebenfalls mehr als ein Jahrzehnt Lebenszeit reingesteckt habe etc.

Ab einem gewissen Punkt kam einfach alles hoch:

• wie verzweifelt ich bin, dass ich meine Hunde in der Firma seit zwei Jahren nicht sehen darf.

• was die ganzen nicht erfolglosen Strafprozesse mit mir machen (Fahrzeugunterschlagung in Marokko)

• was der fast zweijährige Kampf um meine ausstehende Gehälter und Urlaubsgelder für mich bedeuten bis hin zum aktuellen Leben im Auto.

Gerade jetzt kommt mir noch hoch:

• wie enttäuscht ich bin, dass die Firma vor der Kündigung die Versicherung für das Maxus Fahrzeug gekündigt hat und mich wissentlich unversichert hat fahren lassen.

• wie enttäuscht ich weiterhin bin, dass die Firma sich nicht wie versprochen um das Ladeproblem meines Busses gekümmert hat und mich sozusagen damit in Afrika alleine gelassen hat.

• wie enttäuscht ich bin, dass ich die TWIKE Batterien in Marokko unbedingt retten wollte, doch die Firma mir bezüglich Batterieabschaltung nicht wirklich helfen wollte. Und nun möchte diese mein funktionierendes Fahrzeug TWIKE gegen das eventuell nicht mehr funktionierende Fahrzeug TWIKE in Marokko eintauschen… und sogar noch Standgebühren erheben.

Und dann kam der nette Anwalt der Gegenseite und meinte ich würde ja die Bälle ausspielen auf meinem Blog und der Geschäftsführer könnte sich nur durch diese Prozesse wehren.

Aber ich beschreibe doch hauptsächlich in meinem Blog, dass was ich an Bällen von der Firma abbekomme und schreibe darüber anstatt vor Gericht zu gehen und meine Rechte durchzusetzen. Hier warte ich auf das Geld was mir zusteht.

Ich hatte den Eindruck, dass alle im Saal es besser finden einfach mein TWIKE rauszuklagen als vorab darüber zu schreiben bzw. erst das Ergebnis einer Verleumdungsklage abzuwarten und dann darüber schreiben als über den inneren Prozess, welcher mich bis dahin führt.

Ich sehe mich aber als Mensch und wie schonmal geschrieben, dieser Blog hilft mir sehr mich zu sortieren, zu verarbeiten aber auch Unterstützung von Euch zu bekommen. Für meine Schultern ist das alles zu viel.

Wir einigten uns darauf, dass keine Partei zuerst den Ball geschmissen hat, sondern beide Parteien.

Hier bin ich wieder erleichtert, dass ich mich damals in die 9 Mediationsversuche reingehängt hatte. Für meine Seele und zur Verarbeitung hilft mir dieser Friedenseinsatz sehr.

Der Richter tat sich allerdings sehr schwer damit, dass ich auf dem Blog über die finanzielle Situation der Firma berichte, selbst wenn diese Zahlen durch die Jahresabschlüsse der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen und die Investoren die aktuellen Zahlen regelmäßig im Quartal erhalten.

Ich glaube nicht, dass die Beschreibung der finanziellen Situation (ich berichte nicht über Inhalte der streng vertraulichen Quartalsreporte!) auf meinem Blog größere Investoren abhalten. Diese werden auf jeden Fall erstmal Jahresabschlüsse durchlesen.

Mein Schwerpunkt liegt eher auf der menschlichen Seite. Wie funktioniert ein Team, wie geht man miteinander auch in Krisensituationen um etc. und dass ich einfach über meine Situation in den letzten zwei Jahren berichte.

Ich kann von keinem Richter verlangen, alle meine Blogberichte zu lesen, aber auch ich habe Darlehensgeber privat gefunden und schreibe auch wohlwollend über das Fahrzeug TWIKE wenn auch nicht mehr über das über zehn Jahre alte Projekt TWIKE. Hier möchte ich eher eine konstruktiv-kritische Haltung einnehmen.

Ich weiß nicht wie das Urteil ausfallen wird, es war allerdings deutlich rauszuhören, dass der Richter durchaus nicht begeistert war, dass ich die finanzielle Situation des Unternehmens auf meinem Blog erwähne.

Wir sind im Anschluss unabhängig vom Urteil so verblieben, dass die Anwälte miteinander in Kontakt treten und nochmals versuchen eine Schlichtung bzw. Einigung auszuarbeiten.

Dem TWIKE Geschäftsführer passt es nicht, dass ich weiterhin TWIKE aktiv bin, doch das werde ich immer sein. Das TWIKE ist ein passendes Gefährt für mich und spiegelt auch meine Lebensphilosophie wieder.

Auch der Anwalt der Gegenseite betonte heute nochmal, dass der Geschäftsführer einfach seine Ruhe von mir haben wollte. Ich hätte ja auch gerne meine Ruhe vor ihm … eventuell könnte es ja hier für die Anwälte eine Einigung geben.

Auf der anderen Seite schreibe ich ja aktuell viel Frust über das Unternehmen heraus, allerdings basierend auf den Ereignissen die auch mich als Person, TWIKE Pilotin und Unterstützerin betreffen.

Kurzum, wenn endlich die ausstehende Gehälter bezahlt werden, mein TWIKE als auch meine Fahrräder (Bericht kommt noch) herausgegeben werden, ich meine Hunde sehen darf … desto weniger hätte ich diesbezüglich zu schreiben.

Ich nehme diese Bälle auf und verwandel diese in Buchstaben.

Ich bin gespannt was beide Anwälte aushandeln.

Nur eines weiß ich genau, das Tierleid der letzten zwei Jahre kann auf keinem Fall durch Geld ausgeglichen werden … auch mein Leid und Stress nicht.

Hier würden eigentlich nur Entschuldigungen und Verständnis helfen. Und dafür ist noch nicht der richtige Zeitpunkt. Erst wenn es der Firma besser gehen wird, könnte die andere Person sich diesbezüglich beschäftigen. Denn solche Prozesse benötigen Zeit und eventuell eben auch eine Auszeit um das ganze auch mal mit etwas Abstand betrachten zu können.

Bis die Anwälte sich einigen oder auch nicht einigen werde ich hier erstmal nicht über das Urteil sprechen.

Alle von mir noch anstehenden und kommende TWIKE Artikel (u.a. ist gerade meine TWIKE 5 Vorbestellung ein Thema) werde ich bis sich die Anwälte abgesprochen haben ebenfalls zurückhalten. Ich hoffe ich schaffe das, doch da mein Leben nicht mehr aus nur TWIKE besteht, sollte das erstmal machbar sein.

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