
Der 16. Emil-von-Behring-Lauf in Marburg stand an – bei brütender Hitze. Für viele Läufer:innen schon eine Herausforderung, für Hundebesitzerin mit Vanlife ein echter Balanceakt zwischen Verantwortung und Leidenschaft. Ich hatte es geahnt: Das wird kein gewöhnlicher Lauf.

Startnummer vs. Hundesorge
Die Startnummernausgabe begann um 15 Uhr – mitten in der heißen Nachmittagssonne. Mein Van parkte zwar im Schatten, der Ventilator lief, handgetränkte Lahn-Handtücher hingen zur Kühlung im Businneren. Aber: Die Hunde im Fahrzeug lassen? Kommt nicht in Frage.

Doch auf das Sportgelände durften sie auch nicht. Also improvisierte ich: Ich leinte Bayda und Bob außen am Stadionzaun an und bat einen freundlichen Bauarbeiter, kurz ein Auge auf sie zu haben. Natürlich bellten sie durchgehend während meiner Abwesenheit. Mein Herz war hin- und hergerissen. Das nächste Mal brauche ich definitiv eine bessere Lösung.

Hitzelauf mit Haken
Um 17 Uhr fiel der Startschuss. Ich war inzwischen barfuß eingelaufen, auf glühendem Asphalt – eigentlich zu heiß für nackte Sohlen. Schon nach drei Kilometern merkte ich, wie mein Puls zu hoch ging. Also Tempo rausnehmen. Nicht aus Ehrgeiz, sondern aus Fürsorge – für mich und die Hunde. Ich musste ja wieder heil zurück.
Im Schatten war es erträglich. In der Sonne jedoch grenzwertig. Barfußlaufen bei Hitze ist eine ganz eigene Erfahrung. Bei Kälte verliert man irgendwann das Gefühl – bei Hitze verbrennt man sich beinahe die Fußsohlen. Zweimal Blaulicht während des Laufs: Hitzeschock bei Teilnehmenden. Ich dachte nur: „Zweimal? Dafür, wie brutal es heute ist, fast wenig.“

Im Ziel – und direkt weiter
Nach dem Zieleinlauf wurde auch mir alles zu viel. Ich sackte erschöpft auf den Boden, musste kurz liegen bleiben. Doch die Hunde warten! Schnell einmal komplett unter die Dusche – Sportkleidung kurz durchwaschen–, alles nass wieder anziehen zur Kühlung.
Erleichterung beim Anblick des Vans: Die Hunde waren wohlauf. Keine Polizei, keine zerbrochenen Fensterscheiben, nichts fehlte. Durchatmen. Ich ließ sie raus, versorgte sie, und gemeinsam gingen wir – zumindest bis zum Stadionzaun – zurück zur Veranstaltung.
Überraschung am Zaun
Die letzten Läufer:innen kamen ins Ziel. Danach begann die Siegerehrung und die Tombola. Meine Startnummer hatte ich vorsorglich unserem Lauftrainer gegeben. Viele Nummern wurden gezogen – ich hörte aus der Ferne zu. Und dann: die letzte Nummer. Der Hauptpreis. Meine!

Unglaublich. Ich stand am Zaun, mit meinen beiden Hunden – und musste einfach grinsen. Ein Paar Laufschuhe für die Barfußläuferin. Ironie pur – aber irgendwie auch schön. Und ja, bei steinigen Bergläufen ziehe ich sie dann doch manchmal an.

Von sechs Barfußläufer:innen kamen drei barfuß ins Ziel. Ich war eine davon. Und obwohl über 400 Teilnehmende gemeldet waren, starteten letztlich nur knapp 200. Die Hitze war einfach zu extrem.
Aber: Alles ging gut. Ich war dankbar. Für den Tag, für meine Hunde, für ein bisschen Glück am Rand. Und ich merkte: Die Anspannung nach dem Gerichtstermin vor ein paar Tagen fällt langsam von mir ab. Mit jedem Schritt, jedem Lauf, jedem Tag ein bisschen mehr. Weiter so.
.






