Digitales Dilemma am See

Wer kennt es nicht? Keine Ladekarte mehr besitzen, sondern jede Ladesäule spontan per App oder QR-Code aktivieren. Ich gehe mal davon aus, dass die meisten von euch trotzdem noch eine Karte dabeihaben. Ich nicht.
Ich bin selten lange genug an einem Ort, als dass mir eine Karte zugestellt werden könnte. Seit 2011 bin ich elektrisch unterwegs – und trotzdem ist immer wieder alles neu: mal positiv, mal nervenaufreibend.
Nach einer intensiven Woche in München war es endlich soweit: Raus aus der Stadt, rein ins Grüne. Gemeinsam mit meinen Hunden steuerte ich eine bekannte „Stadt-Badewanne“ an – mit einer Typ-2-Ladesäule direkt am Ufer. Perfekt, oder?
Ankommen. Scheitern. Neustart.
Eine der beiden Ladesäulen war belegt – leider so schräg, dass auch kein zweites Auto daneben passte. Nach 30 Minuten erschien der Fahrer endlich, und unsere Vorfreude auf den Sprung ins Wasser stieg.
Doch dann der nächste Dämpfer: Mein ENBW-Abo war – wie so oft – teurer als Ad-hoc-Laden. Also griff ich zum Handy, um den QR-Code zu scannen. Nur hing das Smartphone am Kabel der EcoFlow-Powerbank, und als ich es ruckartig nahm, passierte es: Das Handy flog im hohen Bogen zu Boden. Ein lautes Klatsch, ein dumpfes Gefühl im Magen.
Display kaputt. Nur noch die Hälfte funktionierte – zu wenig, um den Sperrcode einzugeben. Und mir wurde wieder einmal bewusst, wie abhängig wir vom Handy geworden sind.
Plan B – oder auch: iPad statt iPhone
Glücklicherweise hatte ich mein iPad dabei. QR-Code gescannt, Zahlungsmittel eingegeben… und dann kam die Bank-App. Die wollte natürlich eine Bestätigung – vom Hauptgerät. Vom kaputten. Echt jetzt?
Digital gut gedacht – realitätsfern umgesetzt.
Ich musste also eine Lösung finden. Es war Freitagnachmittag. Ein Handyreparatur-Laden in erreichbarer Nähe? Hoffnung gleich null.
Doch dann: Eine nette Frau überließ mir ihr Smartphone, ich suchte nach Hilfe – und tatsächlich! In nur 10 km Entfernung fand ich einen Reparaturservice. Ich schnappte mir mein Rennrad, ließ meine Hunde mit ungutem Gefühl zurück und machte mich auf den Weg.

Das Leben überrascht. Immer.
Während ich wartete, entdeckte ich in einem kleinen Bahnhofskiosk das neue Arrive-Magazin – die Ausgabe mit meiner elektrischen Reise nach Dakar. Drei Wochen nach Veröffentlichung hielt ich endlich die Printversion in der Hand.

Zurück beim Reparaturladen: Mein Handy funktionierte wieder! Glück im Unglück – dachte ich. Doch das nächste Abenteuer ließ nicht lange auf sich warten: Platzregen!
Durchnässt, aber erleichtert, kam ich zu den Hunden zurück. Schwimmen war nicht mehr drin – aber immerhin: eine Art Naturdusche und ein traumhafter Sonnenuntergang als Belohnung.

Wir trafen auf eine ehemalige Hundebesitzerin, ihr verstorbener Hund sah wohl wie Bob aus – aus Griechenland, 14 Jahre alt geworden. Mein Bob ist jetzt 13, Bayda sogar 14.

Die wirklich kostbaren Momente
Zeit mit ihnen ist gerade das Wertvollste in meinem Leben. In einer Welt, die sich immer schneller dreht, ist Zeit ein unbezahlbares Gut. Ich nehme sie mir – bewusst. Und verzichte dafür auf ein „normales“ Leben in der Komfortzone.
Es ist nicht immer bequem. Aber es ist es mir wert.






