
Däumchen drehen bringt nichts
Das Wetter war perfekt – nicht zu heiß, nicht zu kalt. Also sind wir losgezogen. Bayda, meine 14-jährige Hündin, hat tatsächlich noch einen sechs Stunden langen Hike über Stock und Stein gemeistert. Natürlich langsam, mit vielen Pausen, aber voller Herz.

Eigentlich wollte ich mich nur ablenken. Nicht an den morgigen Tag denken, an die Risiken einer Operation bei einem so alten Hund. Was, wenn der Tumor schon gestreut hat? Chemo? Palliativmedizin? Wo verbringen wir den Winter? Je mehr Fragen ich mir stelle, desto tiefer öffnet sich dieses Fass ohne Boden.
Also atme ich bewusst. Ich schaue auf die Menschen, die uns begegnen, auf die Natur, die Almwiesen.

Bayda läuft frei, solange uns kein Hund entgegenkommt. Sie genießt es – und ich gönne es ihr. Steinige Anstiege, verwurzelte Pfade – wir schaffen sie alle. Als das Gipfelkreuz in Sicht kommt, bin ich überrascht. Ehrlich gesagt, hatte ich nicht geglaubt, dass wir es bis hierher schaffen.


Ob diese Anstrengung einen Tag vor der OP klug ist? Ich weiß es nicht. Aber sollte es ihr letzter Tag sein, dann war es ein wunderschöner.
Oben treffen wir eine Frau aus dem Ort. Zufälle gibt’s: Ihre Tochter arbeitet bei unserem Tierarzt. Sie drückt die Daumen für morgen. Mit einem Lächeln im Herzen beginnen wir den Abstieg.


Hier oben ist das Gras weich, fast moosartig. Bayda – ursprünglich aus der Sahara – liebt sattes Grün. Sie wälzt sich mit Begeisterung, springt herum wie ein junger Hund. Sie strahlt. Und ich spüre, wie mein Herz leichter wird. Wer nach so einem Aufstieg noch so viel Energie hat, wird auch eine OP schaffen.
Bayda läuft den Abstieg vorneweg. Sie wird heute Nacht gut schlafen. Vielleicht ich auch.

Und ja: Es war genau richtig, dass wir losgelaufen sind.





















