
Die Nacht vor der Operation
Mit der Tierärztin war vereinbart: Wenn ich nach den gestrigen Voruntersuchungen nichts mehr höre, findet die OP statt. Die Voraussetzungen dafür waren gut – stabile Blutwerte und vor allem die erleichternde Nachricht, dass der Krebs nicht in die Lunge metastasiert hat.
Als dann doch eine Mitteilung aus der Tierarztpraxis kam, schoss mir nur ein Gedanke durch den Kopf: Oh nein, bitte nicht.
Doch zum Glück war es nur der liebevolle Hinweis, dass Bayda ab Mitternacht weder essen noch trinken darf. Erleichterung. Wirklich? Ja. Denn die Nachricht, dass die OP abgesagt werden müsste, wäre das weitaus schlimmere Übel gewesen.
Also haben wir den Tag genutzt: Bayda bekam heute ihre liebsten Snacks, und wir sind noch einmal gemeinsam an den Strand gefahren. Ich habe sie 2012 aus der Wüste mitgenommen – und bis heute liebt sie Sand genauso wie Gras. Auch heute hat sie sich wie ein junger Hund ausgetobt, ist durch den Sand geflitzt, hat gelacht mit ihrem ganzen Körper und natürlich wieder versucht, Bob aufzulauern und zu jagen.
Wie geht es mir?
Nicht einfach.
Ich freue mich unendlich, sie rennen zu sehen, gut essen und tief schlafen zu sehen. Es geht ihr gut. Und doch bin ich die Einzige von uns Dreien, die weiß, was morgen passieren wird. Ich spüre, wie viel Last auf meinen Schultern liegt. Ob es die richtige Entscheidung war, weiß ich erst morgen.
Wenn sie die OP nicht überlebt, habe ich ihr und mir vielleicht noch ein paar wertvolle gemeinsame Wochen genommen.
Auf der anderen Seite: Wenn sie morgen nicht mehr aufwacht, dann ohne Schmerzen.
Und ohne OP hätte ich mir womöglich große Vorwürfe gemacht.
Es ist dieser typische Zwiespalt, den man nur kennt, wenn man ein Lebewesen wirklich liebt.
Jetzt liegt sie neben mir und schläft ruhig.
Sie ist ein Goldschatz – unser Goldschatz. Und ich wünsche mir so sehr, dass wir noch mehr Zeit miteinander bekommen. Nach über einem Jahrzehnt gehört sie einfach zu meinem Leben.






