SION COMMUNITY KLÄRT AUF

Danke Sebastian und Astrid für Euer Engagement:

Auszug als dem wöchentlichen Sonntagsmitteilungen von der Community für die Community.

Community Mitteilung 49:

+++ HABEMUS INVESTOR ? +++

Montag 17:00 Uhr kam eine Pressemitteilung von Sono auf allen Kanälen – Website, LinkedIn, Community-Newsletter, Reuters und sogar als Pflichtmitteilung auf der Börsenseite der SEC.

“Sono Motors unterzeichnet Investorendeal, Mitarbeiter zurückgeholt, Insolvenzverfahren soll aufgehoben werden”

Wir sezieren das mal scheibchenweise:

• Um was geht es?

• Wie sicher ist das?

• Wie geht es weiter?

Die Pressemitteilung klingt naturgemäß sehr positiv – manche dachten schon, das Sion-Projekt würde weitergehen oder “Abschluss des Insolvenzverfahrens” bedeutet, dass alle ihr Geld wieder bekommen und es danach mit Vollstrom weitergeht. Das scheint beides nicht der Fall zu sein. Das Ganze sieht mehr nach einer “sanften Landung” aus. Trotzdem ist ein “Deal” meistens besser als kein Deal.

Im Kern geht es darum, dass Yorkville – ein Hedge-Fund der im Dezember 2022 schon mal 30 Milionen Dollar in Sono investiert hat – Geld bereitstellen will, damit die Solarsparte weiter am Solar Bus Kit arbeiten kann, dem ersten Baustein für die Vision “Solar on Every Vehicle”. Im Artikel des Focus (s.u) steht, dass Yorkville im Oktober 2023 eine Mrd. Dollar in VinFast investiert hatte, also gewissen Bezug zur Elektromobilität hat.

Allerdings ist der Drops noch lange nicht gelutscht. Gefordert werden eine Reihe von Aufgaben, die Sono erfüllen muss – möglichst bis Ende Januar – damit der Deal auch stattfindet. Und die haben es durchaus in sich. Yorkville will alles – Muttergesellschaft und die Sono Motors GmbH – ohne Altlasten. Und einiges betrifft auch uns als Community.

Die erste Aufgabe – den Abschluss 2022 erstellen:

• regaining compliance with its periodic reporting requirements by filing its Annual Report on Form 20-F for the year ended December 31, 2022

Der Abschluss 2022 ist schon länger überfällig und – neben der Insolvenz – einer der Gründe, warum der Handel mit der Aktie ausgesetzt wurde. Der Abschluss muss vorgelegt werden, sonst gibt es keinen Deal. Den Abschluss 2022 zu erstellen hört sich nach keiner großen Sache an, allerdings ist inzwischen Dezember – und es liegt nichts vor.

• Sono GmbH’s insolvency plan becoming legally binding

Der Insolvenzplan muss von der Gläubigerversammlung angenommen werden. Hier spielt die Community mit rein. Noch kennen wir den Plan nicht. Sono hat schon angekündigt, noch im Dezember eine weitere Versammlung abhalten zu wollen. In der Einladung muss dann auch stehen, über was abgestimmt wird, damit man sich vorbereiten kann. Dezember ist schon sehr sportlich angesichts der Fristen und der Feiertage. Und Sono ist nicht dafür bekannt, Termine beim ersten Mal zu halten.

• The withdrawal of Sono N.V.’s application for preliminary insolvency proceedings.

Die Muttergesellschaft muss aus dem vorübergehenden Insolvenzverfahren raus und den Antrag zurückziehen. Der Punkt ist schwer zu bewerten, ohne die Verträge zu kennen. Das Geld fließt erst, wenn die Insolvenz überwunden ist, aber die Insolvenz kann nur überwunden werden, wenn das Geld da ist.

Eine Art, ein Insolvenzverfahren abzuschließen, ist, alle Gläubiger, Anwälte und Berater auszuzahlen. Der andere Weg ist, allen Gläubigern eine Quote anzubieten und zu hoffen, dass diese mehrheitlich angenommen wird. Mehrheitlich bedeutet, dass jede Gruppe zustimmen muss, aber innerhalb der Gruppe eben eine Mehrheit dafür stimmen muss.

In einem Nebensatz wird von einem „Treuhänder“ gesprochen, der einen Teil der Aktien von Laurin und Jona verwalten soll, zugunsten der Gläubiger. Der Plan könnte also eine Teilzahlung beinhalten, und Anteile über einen Treuhänder:

• the companies’ founders, Laurin Hahn and Jona Christians, have agreed to transfer, if so requested, some of their ordinary shares to a trustee to be appointed for the benefit of Sono GmbH’s creditors and some of their ordinary shares and all of their high voting shares to the new members of the management board to be appointed for Sono N.V.

Das ist eine interessante Wendung: So könnte doch noch – zumindest teilweise – das alte Versprechen der Sono Punkte eingelöst werden. Damals – 2018 bis 2022 – wurden den Reservierern Anteile an den zukünftigen Erlösen von Sono versprochen in Form von Sono Punkten. Wer mehr angezahlt hat, bekam mehr Sono Punkte. Als der Sion eingestellt wurde, kam das Rückzahl-Versprechen der Anzahlungsgelder – und die Sono Punkte wurden einkassiert. Jetzt, so klingt es, könnten die Punkte wieder kommen, vielleicht als Ausgleich für einen Verzicht.

+++ WARUM? +++

Die logische Frage ist – wie bekommt Yorkville das eingesetzte Geld wieder zurück? Warum machen die das?

Wer Sono kauft, muss nicht nur den Gläubigern was bieten, sondern auch für 12 Monate die GmbH und das Solar Bus Kit finanzieren. 40 Mitarbeiter plus Entwicklung sind auch ein paar Millionen Euro. Und man hat angekündigt, den Vorstand und Aufsichtsrat der Muttergesellschaft komplett selbst zu besetzen, auch das kostet.

In allen Mitteilungen wird betont, dass genug Geld für das Jahr 2024 gegeben wird. Asti und ich vermuten, dass das eine Bedingung vom Arbeitsamt ist, dass der Laden nicht gleich wieder pleite gehen darf.

Was überhaupt nicht erwähnt wurde, ist der Sion. Daraus kann man schließen, dass das Thema in der nüchternen Zahlenwelt schon gar nicht mehr vorkommt. Und jeder weiß, wenn sich niemand um das Laden der Akkus kümmert, sind die paar Prototypen, die fahren konnten, bald auch nur noch Schrott und nichts mehr wert.

+++ WIE GEHT ES WEITER? +++

Vor einem Monat hat der Insolvenzverwalter alle verbliebenen Mitarbeiter gekündigt, um für die Gläubiger das restliche Geld zu sichern. Jetzt wurde beschlossen, den Geschäftsbetrieb wieder aufleben zu lassen, bei 40 Mitarbeitern gute zwei Millionen Euro pro Monat. Das Angebot von Yorkville muss also gut genug sein, um so eine teure Entscheidung zu treffen. Das gibt zumindest etwas Hoffnung, da der Insolvenzverwalter als höchstes Ziel den Schutz der Gläubiger hat – und dann wird so eine Entscheidung nicht leichtfertig getroffen.

Das Geld von Yorkville für die Sono Solar soll frühestens Ende Januar fließen. Die Leute werden schon jetzt zurückgeholt. Geld scheint ja doch irgendwie da zu sein.

Die Gläubiger erhalten jetzt erstmal eine Einladung zur nächsten Gläubigerversammlung. Und es bleibt mal wieder spannend, ob die Sonos auf den letzten Metern die Aufgaben abarbeiten können.

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