Pünktlich nach 15 Tagen sind wir bei einem Tierarzt angekommen, der uns nicht nur empfohlen worden war, sondern den wir seit Jahren indirekt mitverfolgen. Er betreut unter anderem mindestens zwei Straßenhundeprojekte – ein Mensch mit Haltung und Herz.
Drei Personen hielten Bayda fest, während er begann, die Fäden zu ziehen. Es ist eben eine lange Wunde. Doch dieses Mal lief alles gut. Kein „Loch“ im Bauch, kein Tierklinik-Drama, keine Klammern. Stattdessen Ruhe, Sorgfalt und ein gutes Gefühl. Mir fiel eine enorme Last von den Schultern.
Ich erzählte ihm, dass wir das Ganze in etwa zwei Monaten noch einmal machen müssen – der Krebs auf der anderen Milchleiste ist weiterhin vorhanden. Er schüttelte den Kopf, als ich erwähnte, dass Bayda bereits 14 Jahre alt ist. Andere Länder, andere Sitten.
Auch beim Bezahlen.
Er wollte nichts. Schließlich habe er ja „nur die Fäden gezogen“.
Ich war erneut sprachlos.
Also ging das Geld stattdessen in die Spendenkasse der Tierschutzorganisationen, die er unterstützt.
Die An- und Abreise war – wie so oft – eine schöne elektrische Reise. Auf der zweiten Hälfte allerdings verabschiedete sich unser DC-Lader, und wir fuhren einphasig mit AC weiter.
Seit über zehn Jahren begleiten mich nicht nur meine „Lucky ePioneer Doggies“, sondern auch zahlreiche nachhaltige Projekte, die meinen Weg geprägt haben.
Mit dem TWIKE konnte ich früh im nachhaltigen Mobilitätssektor Fuß fassen – und bereits seit 2015 stehe ich im Austausch mit einem besonderen Projekt: Wohnwagon.
Damals noch ein junges Startup, das modulare Holzhäuser entwickelte, hat sich Wohnwagon über die Jahre hinweg enorm weiterentwickelt und viele Menschen für autarkes, nachhaltiges Wohnen begeistert.
Doch 2024 brachte eine Zäsur: Die Baukrise, die bis heute anhält, traf auch Wohnwagon hart. Anfang dieses Monats musste das Unternehmen Insolvenz anmelden.
Laut AKV hatte sich das Unternehmen bis 2024 solide entwickelt. Im November 2024 erfolgte sogar noch eine Kapitalerhöhung über 500.000 Euro durch den neuen Mitgesellschafter WWEK Beteiligungs GmbH, wie aus dem Jahresabschluss hervorging.
Die erhoffte Stabilisierung blieb jedoch aus. Ein plötzlicher Auftragsrückgang im letzten Quartal 2025, kombiniert mit sinkender Nachfrage, steigenden Kosten sowie den finanziellen Belastungen der Restrukturierung, führte schließlich zur Zahlungsunfähigkeit.
Gerade in solchen Momenten zeigt sich, wie herausfordernd nachhaltiges Wirtschaften in einem fragilen Marktumfeld sein kann – und wie wichtig es ist, Visionen, die über Jahre aufgebaut wurden, nicht vorschnell zu vergessen (solange diese nicht auf dem Geld anderer basieren).
Weihnachten steht vor der Tür
Falls du noch auf der Suche nach einem sinnvollen, nachhaltigen Geschenk bist: Wohnwagon betreibt seit über einem Jahrzehnt einen onlineShop mit sorgfältig ausgewählten Produkten rund um Autarkie und Nachhaltigkeit.
Ein Besuch lohnt sich – vielleicht findest du dort genau das Richtige:
Eigentlich sollte nur eine OP anstehen – doch wie so oft im Leben kam alles ein bisschen anders.
Baydas Nachkontrolle verlief zunächst gut, und wenn wir schon einmal dort waren, habe ich gleich auch BOB mitchecken lassen. Ergebnis: Auch er braucht eine zweite kleine Operation. Nichts Dramatisches, aber die schwarze Warze am Fußgelenk muss entfernt werden. Eine fiese Stelle.
Doch wie ist es uns nach Baydas OP bis zur Nachkontrolle ergangen?
Der Start: ziemlich holprig
Gleich vorweg: Es war schwierig.
Bayda wollte nicht essen – und damit auch ihre wichtigen Medikamente nicht nehmen. Also standen wir am nächsten Tag schon wieder bei der Tierärztin, wo sie alles per Infusion bekommen hat. Meine geplante Reise zu einem Bekannten habe ich sofort abgesagt, um in der Nähe der Tierärztin zu bleiben.
Doch der Kampf ging weiter:
Ich habe alles probiert – Olivenöl, diverse Fleischsorten, Weichkäse …
Bayda wurde zunehmend misstrauisch und hat jedes Futterteil regelrecht seziert, auf der Suche nach den „Medikamenten-Innereien“. Hunde sind wirklich unglaublich schlau.
Am Ende landeten wir bei Leberwurst.
Auch die hat sie erstmal einen halben Tag angestarrt, bis der Hunger größer war als das Misstrauen. Dann hat sie die gefüllten Bällchen immerhin in einem Stück geschluckt – ohne chirurgische Präzision auseinanderzunehmen. Ein kleiner Sieg.
Die Naht und die große Erleichterung
Die Naht ist gigantisch lang, und ich habe die ganze Zeit aufgepasst, dass nichts aufgekratzt wird. Bei der Nachkontrolle war dann alles perfekt. Jetzt müssen nur noch die Fäden raus.
Bayda läuft inzwischen jeden Tag ein bisschen mehr. Heute sind wir bereits bei 40 Minuten, ganz ohne Anzeichen von Schmerzen – trotz komplett zugenähter Bauchseite. Wirklich bewundernswert.
Die Histologie-Ergebnisse
Mittlerweile ist auch der Befund da:
Der entfernte Tumor ist derselbe Typ wie zuvor – bösartig, Grad 2.
So schlimm das klingt, es war auch ein Stück weit Glück im Unglück:
Hätten wir nicht dieses ganze „Naht-Drama“ gehabt und wären nicht nochmal so gründlich untersucht worden, wären die neuen, schnell wachsenden Krebsknoten auf der anderen Milchleiste vielleicht viel später entdeckt worden.
Fazit: Wir atmen wieder
Uns geht es inzwischen gut, und ich habe das Gefühl, dass mir ein ganzer Berg von den Schultern gefallen ist.
Es war eine weitere intensive Reise mit dem eVan – emotional, anstrengend, aber auch voller Dankbarkeit.
Und noch etwas Positives:
Ich habe wieder mit dem Laufen angefangen und plane für 2026 bereits die ersten Wettkämpfe im Laufen und Triathlon.
Jetzt heißt es erstmal: Durchatmen.
Bevor die nächsten Herausforderungen kommen – die tun es ja bekanntlich immer.
Bayda sollte heute nüchtern bleiben: nichts essen, nichts trinken. Doch meine Schlaue hat am Morgen offenbar ein ausgetrocknetes Flussbett hinter meinem Rücken entdeckt, dort nicht nur getrunken, sondern sich auch noch schwarze Füße geholt. Letzteres war dann vor allem ein Problem für die Tierärztin – denn vor der OP mussten die Pfoten gründlich gereinigt werden.
Die Übergabe von Bayda ging schnell. Ich hielt mich tapfer, doch kaum war sie weg, kamen die Gefühle raus. Gut, dass Bob an meiner Seite war. Wir liefen erst einmal eine Stunde ganz langsam, räumten danach den Van auf und machten die Wäscherei unsicher. Alles, um nicht ständig auf das Handy zu schauen. Und natürlich in der Hoffnung, dass unsere Prinzessin bald zu uns zurückkommt. Ihr kleines „Gemach“ wartete schon auf sie.
Doch der Anruf der Tierärztin blieb aus. Bis Mittag – nichts. Ich versuchte optimistisch zu bleiben, aber gegen 14:30 Uhr war ich nur noch nervös. Also schrieb ich eine WhatsApp. Die Praxis antwortete sofort: Bayda ist noch in der OP.
Oje. Gab es Komplikationen?
Dann klingelte das Telefon. Für einen Moment fühlte es sich an wie ein Déjà-vu. Ich atmete tief durch, nahm ab – innerlich auf alles gefasst und leise betend, dass es gut ausgegangen war.
Und es hat geklappt!
Bayda hat die Narkose überstanden – das größte Risiko von allen. In diesem Moment war es, als würden Weihnachten, Geburtstag und alles Schöne im Leben zusammenfallen. Ein Gefühl, das sich nicht in materiellen Werten messen lässt. Meine Prinzessin hat es wieder einmal gerockt! Eine ganze Last fiel von meinen Schultern.
Doch dann das Aber.
Der Krebs ist nicht verschwunden. Im Gegenteil – er hat sich verdoppelt. Wir waren wegen eines kreisrunden Tumors gekommen; die gesamte Milchleiste sollte entfernt werden. Doch auf der gleichen Leiste hatte sich inzwischen ein zweiter Tumor gebildet. Beide wären heute mit entfernt worden.
Die Tierärztin hat diese Milchleiste jedoch gar nicht angetastet. Denn sie entdeckte etwas viel Größeres: einen neuen, noch größeren Tumor auf der anderen Milchleiste – genau an jener Stelle, wo bereits der erste Krebs operiert worden war. Es ist ihr bis heute ein Rätsel, warum damals nicht die komplette Milchleiste entfernt wurde.
Nun ist es, wie es ist:
Bayda muss es ein drittes Mal schaffen. In etwa zwei Monaten wird die zweite Milchleiste mit den Tumoren entfernt.
Das Gute:
Die erste Tumorkugel ist nur leicht gewachsen. Bayda hat die Narkose diesmal gut vertragen.
Doch es gibt noch die Sache mit der Lunge. Auf dem Röntgenbild wurden zwei Punkte entdeckt – können Metastasen sein, müssen es aber nicht. Genaues wissen wir erst, wenn wir in zwei Monaten erneut röntgen.
Der aktuelle Tumor wird nun eingeschickt. In fünf Tagen kommt die Histologie. Daran lässt sich auch erkennen, ob bereits Metastasen vorhanden sind.
Fazit
Für den Moment ist alles okay. Ich bin unendlich erleichtert, dass wir heute nicht den schlimmsten aller Fälle erleben mussten – ein Gedanke, der gerade noch unvorstellbar ist. Und trotzdem weiß ich, dass ich mich irgendwie darauf vorbereiten muss.
Schwierig.
Aber heute überwiegt die Dankbarkeit.
Die Zeit mit Bayda ist längst kein Normalzustand mehr – sie ist ein Geschenk.
Mit der Tierärztin war vereinbart: Wenn ich nach den gestrigen Voruntersuchungen nichts mehr höre, findet die OP statt. Die Voraussetzungen dafür waren gut – stabile Blutwerte und vor allem die erleichternde Nachricht, dass der Krebs nicht in die Lunge metastasiert hat.
Als dann doch eine Mitteilung aus der Tierarztpraxis kam, schoss mir nur ein Gedanke durch den Kopf: Oh nein, bitte nicht.
Doch zum Glück war es nur der liebevolle Hinweis, dass Bayda ab Mitternacht weder essen noch trinken darf. Erleichterung. Wirklich? Ja. Denn die Nachricht, dass die OP abgesagt werden müsste, wäre das weitaus schlimmere Übel gewesen.
Also haben wir den Tag genutzt: Bayda bekam heute ihre liebsten Snacks, und wir sind noch einmal gemeinsam an den Strand gefahren. Ich habe sie 2012 aus der Wüste mitgenommen – und bis heute liebt sie Sand genauso wie Gras. Auch heute hat sie sich wie ein junger Hund ausgetobt, ist durch den Sand geflitzt, hat gelacht mit ihrem ganzen Körper und natürlich wieder versucht, Bob aufzulauern und zu jagen.
Wie geht es mir?
Nicht einfach.
Ich freue mich unendlich, sie rennen zu sehen, gut essen und tief schlafen zu sehen. Es geht ihr gut. Und doch bin ich die Einzige von uns Dreien, die weiß, was morgen passieren wird. Ich spüre, wie viel Last auf meinen Schultern liegt. Ob es die richtige Entscheidung war, weiß ich erst morgen.
Wenn sie die OP nicht überlebt, habe ich ihr und mir vielleicht noch ein paar wertvolle gemeinsame Wochen genommen.
Auf der anderen Seite: Wenn sie morgen nicht mehr aufwacht, dann ohne Schmerzen.
Und ohne OP hätte ich mir womöglich große Vorwürfe gemacht.
Es ist dieser typische Zwiespalt, den man nur kennt, wenn man ein Lebewesen wirklich liebt.
Jetzt liegt sie neben mir und schläft ruhig.
Sie ist ein Goldschatz – unser Goldschatz. Und ich wünsche mir so sehr, dass wir noch mehr Zeit miteinander bekommen. Nach über einem Jahrzehnt gehört sie einfach zu meinem Leben.
Seit zweieinhalb Monaten herrscht Funkstille auf diesem Blog. Einige von euch haben sich besorgt gemeldet – danke dafür. Und ja, ich hätte mich früher melden sollen. Doch wir mussten uns zurückziehen, denn meine ganze Priorität lag und liegt bei meiner Hündin BAYDA.
Die Rückkehr des Krebses
Ende September, beim erneuten Fädenziehen, erfuhren wir, dass der Krebs zurück ist.
Ein Schlag in die Magengrube.
Wir hatten in den letzten Jahren so viele anstrengende Prozesse gegen die TWIKE GmbH mitgemacht, die erste Krebsdiagnose, die OP, und dann dieses Fädenziehen, das aus einer vermeintlichen Kleinigkeit ein Drama für Mensch und Tier machte. Ein Mammatumor zweiten Grades kann zurückkehren – aber niemals hätte ich damit nach nur vier Wochen gerechnet. Wir hatten uns kaum von der ersten OP erholt.
Wir waren zu diesem Zeitpunkt im Ausland. Die dortige Tierärztin wunderte sich, warum bei der ersten Operation nicht gleich beide Milchleisten entfernt wurden – die übliche und oft empfehlenswerte Vorgehensweise, um eine erneute Narkose bei einem 14-jährigen Hund zu vermeiden.
Ich fragte nach. Die operierende Tierärztin erklärte:
„Grundsätzlich wäre anzuraten, den Tumor zeitnah zu entfernen. Eine OP sechs bis acht Wochen nach der ersten ist für die Wundheilung unbedenklich. Wir haben noch einmal mit dem Histopathologen gesprochen, da der Tumor auf Rippenhöhe lag und eigentlich nicht mit der Mammaleiste verbunden schien. Dennoch zeigte die Histopathologie Milchdrüsengewebe. Daher wäre es sinnvoll, jetzt die gesamte Milchleiste beziehungsweise große Teile davon zu entfernen. Mit einer vorsichtigen Anästhesie nach ASA-Klassifikation sollte einer erfolgreichen OP nichts im Wege stehen.“
Die letzten zwei Monate
So viel ist seitdem passiert – und doch drehte sich alles um BAYDA. Manchmal dachte ich, wir könnten gar nicht enger miteinander verbunden sein, doch seit der OP ist genau das passiert. Ihre größte Freude schenke ich ihr durch Nähe, Sonne, Gras und Reisen. BAYDA liebt es, unterwegs zu sein.
Jetzt ist es also soweit. Nach einer erneuten langen Reise sind wir angekommen.
Heute Vormittag stehen die Voruntersuchungen an – und wenn alles passt, geht es in die OP.
Ich bin noch immer weit davon entfernt, ruhig zu sein. Doch seit der ersten Krebs-OP im August sind viele Wochen vergangen, begleitet von vielen Tränen. In dieser intensiven Zeit miteinander konnte ich zumindest etwas ruhiger werden – nicht glücklich, aber gefasster.
Die Angst, sie zu verlieren
Ein Lebewesen zu verlieren, ob Mensch oder Tier, ist nie einfach. Doch noch nie zuvor hat mich der Gedanke an einen Abschied so erschüttert wie bei BAYDA. Für manche ergibt der Begriff Seelenhund erst dann Sinn.
BAYDAs biologisches Alter ist deutlich jünger als ihre 14 Jahre. Ich hoffe so sehr, dass sie diese OP überstehen wird. Sie ist noch viel zu fit – und ich brauche sie noch. Obwohl ich viel Zeit hatte, mich auf diesen Tag vorzubereiten, kann ich mir nicht ansatzweise vorstellen, dass sie es nicht schafft.
Hundehalter verstehen das. Und es macht mir zu schaffen, wie sehr viele Menschen ihren Hunden nachtrauern. Ich trauere jetzt schon – viel zu sehr.
Wer keinen Hund hat, möge mir verzeihen, wenn ich es mit einem Kind vergleiche:
Wie würden Eltern reagieren, wenn sie erfahren, dass ihr Kind Krebs hat und nur wenig Lebenszeit bleibt? Natürlich würde man alles stehen und liegen lassen und dem Kind absolute Priorität geben.
Danke für eure Unterstützung
Ich danke allen, die mir in den letzten Monaten den Rücken freigehalten haben.
Gerichte und Verfahren liefen zwar weiter – aber sie hatten keine Priorität. Ich werde hier im Blog alles nach- und aufarbeiten. Die Transparenz zur TWIKE-Geschichte bleibt mir wichtig.
Und ja, die Firma existiert immer noch. Aber weiterhin gibt es keine Spur eines Serienstarts – nach wie vor fehlt Geld, und in den letzten drei Monaten hat sich nichts geändert. Mein eigenes TWIKE gilt vor Ort als verschwunden … alles weiterhin bizarr und bedarf ausführlicher Beschreibung. Aber nicht jetzt.
Wie es weitergeht
Ich melde mich wieder, sobald ich mehr über die Ergebnisse der Voruntersuchungen weiß.
Danke für eure Geduld, euer Verständnis und eure Nachrichten.
Auch viele unbeantwortete E-Mails warten noch – ich werde sie nach und nach abarbeiten.
Ein schockierendes Erlebnis in der Tierklinik – und warum wir mehr Empathie brauchen
Noch am Vorabend hatte ich 200 Euro für den „Notfall“ der fehlenden Klammern bezahlt. Bis zum nächsten Morgen galt es dann, weitere 750 Euro für die nächste OP aufzutreiben. Das war nicht eingeplant, ich hatte das Geld nicht – und ein guter Freund ging am nächsten Vormittag für mich zur Bank.
Leider kam er 15 Minuten zu spät. Trotz Notfall wurden wir aus dem OP-Plan gestrichen. Mein Ausweis lag bereits als Sicherheit in der Klinik, und wir hatten zu diesem Zeitpunkt schon über 500 Euro für die missglückte Fadenziehung und das ebenfalls missglückte Klammern bezahlt. Es war ein schreckliches Gefühl, nach einer Nacht vor der Tierklinik am nächsten Tag meine Hündin mit offenem Bauch wieder ins Auto tragen zu müssen.
Ich rief alle Tierärzte in der Umgebung an – eine Ärztin meldete sich zurück. Sie konnte kaum glauben, was passiert war, und bat mich, trotz ihrer baldigen Schließzeit, sofort vorbeizukommen.
Vor Ort bestätigte sie, dass ein erneutes Klammern nicht funktionieren würde. Auch sie musste die Wunde komplett neu aufschneiden und vernähen. Bayda bekam ein anderes Narkosemittel – und zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit musste ich mitansehen, wie meine 14-jährige Hündin in meinen Armen wegkippte. Jedes Mal ein Bangen, denn in ihrem Alter ist eine Narkose keine Kleinigkeit.
Doch dieses Mal durfte ich beim Aufwachen dabei sein. Und sie wachte tatsächlich auf.
Ich bin heilfroh, dass wir das alles irgendwie geschafft haben – aber es war zu viel für mich. Ich merke, dass ich eine Pause brauche, um all das zu verarbeiten. Gleichzeitig bin ich unendlich dankbar für die Menschen, die mich in dieser schweren Zeit unterstützt haben.
Bayda ist seit über 12 Jahren fast 24 Stunden am Tag an meiner Seite. Mir ist bewusst, dass der Zeitpunkt kommen wird, an dem ich sie gehen lassen muss. Aber im Moment wäre das für mich unvorstellbar.
Besonders enttäuscht bin ich von einer Person, die mir nahesteht und uns in dieser Situation die kalte Schulter gezeigt hat. Ich weiß aus meiner jahrelangen Arbeitsgerichtsprozedur, dass sich manche Menschen in Extremsituationen überfordert fühlen. Doch es gab noch eine weitere Person – einen Vertrauenslehrer – der ebenfalls nur mit den Schultern gezuckt hat, als ich von Baydas Zustand berichtete.
Zum Glück gab es auch andere, die mich gut kennen und die fest an meiner Seite standen.
Diese Erfahrung erinnert mich an die COVID-Zeit, als viele wahre Gesichter sichtbar wurden – und nicht selten Freundschaften oder ganze Familien zerbrachen. Ich wünsche mir eine Gesellschaft, in der – wie in skandinavischen Ländern – Miteinander und Empathie bereits in der Schule gelehrt werden.
Ich selbst bin leistungsorientiert, aber auch sehr sozial geprägt und habe schon früh starke moralische Werte vermittelt bekommen. Es wäre für uns alle einfacher, wenn gegenseitige Verletzungen seltener wären. Wenn Menschen weniger mit eigenen Problemen kämpfen müssten, könnten wir Herausforderungen wie den Klimawandel oder soziales Engagement gemeinsam viel konstruktiver angehen.
Und es beginnt schon damit, auch einem Lebewesen, das kein Mensch ist, Empathie und Verantwortung entgegenzubringen.
Das Erlebnis in der Tierklinik hat mich zutiefst erschüttert. Doch ich bin dankbar, dass wir schließlich in liebevolle Hände geraten sind.
Letzter Stopp vor der Grenze – und der Schreck des Tages
Wir sind am letzten Tesla Supercharger auf deutscher Seite angekommen. Wie jeden Abend nutze ich die letzten Sonnenstrahlen, um Baydas Wunde zu reinigen. Doch plötzlich der Schock: Fast alle Klammern sind verschwunden – und ein großes Loch gähnt mir aus ihrem Bauch entgegen.
Wäre ich gut mit solchen Dingen, hätte ich vielleicht Medizin studiert. Aber bei solchen Anblicken bin ich eher unterdurchschnittlich belastbar. Also sofort das Handy gezückt: Die Tierklinik hat zum Glück 24 Stunden geöffnet. Ich rufe an, schildere die Situation und fahre ohne Umwege los.
Wieder in der Klinik angekommen, bestätigt sich meine Befürchtung: Offensichtlich war es zu viel Wundflüssigkeit, die die Klammern gelöst hat. Nochmal klammern? Die Ärztin berät sich mit dem Chirurgen – doch es hilft nichts. Am nächsten Tag muss Bayda noch einmal in Narkose, und die Wunde wird erneut komplett genäht.
Wir bleiben über Nacht vor der Tierklinik im Fahrzeug. Arme Bayda. Und ehrlich gesagt – armes Frauchen. Es war ohnehin schon so viel in den letzten Tagen, und nun nimmt es einfach kein Ende.
Ahhh… leider ist beim Fädenziehen die Hälfte der Wunde wieder aufgerissen, sodass neu geklammert werden musste.
Heute hatten wir zudem einen Termin bei einer neuen Tierärztin in einer anderen Stadt, um die Ergebnisse der Histologie zu besprechen. Als Mathematikerin sehne ich mich immer nach klaren Zahlen: „Grad 2“ bedeutet wohl, dass die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls bei 60 bis 80 Prozent liegt.
Die operierende Tierärztin machte mir jedoch auch Hoffnung: Sollte BAYDA weiterhin so stabil und gesund bleiben, wäre sogar im nächsten Jahr eine weitere Operation möglich. Diese Aussicht freut mich – und gleichzeitig macht sie mich traurig. Vielleicht ist es einfach in Ordnung, beides zugleich zu empfinden.
Ich hoffe sehr, dass wir auf unserer Reise in den Süden wieder mehr Leichtigkeit und Freude spüren können – und die nötige Erholung finden, die wir beide so dringend brauchen.
Ich bekam von der nachkontrollierenden Tierklinik erklärt, wie ich die Klammern nach einer Woche selbst wieder entfernen kann. Oder eben via Tierarzt. Ich bin gespannt. Aber das schlimmste scheinen wir jetzt hinter uns zu haben. Lediglich deine Schreie von Bayda, als die geklammert wurde, sitzen mir noch ziemlich im Knochenmark. Schade, dass das Fädenziehen nicht geklappt hat. Ich mache mir Vorwürfe. Denn es war erst der 8. Tag. Normalerweise wartet man bis zum 10. Tag. Doch es sah alles gut aus, sonst hätte die Tierärztin sich nicht drauf eingelassen. Es war jedoch viel Wundflüssigkeit vorhanden. Sehr wahrscheinlich hatte es auch später Probleme gegeben … wie auch immer, ich kann das nicht beurteilen.
Diagnose: Duktales Karzinom der Mamma, Grad II Größe des Gewebestücks: 30 × 20 × 15 mm Abgrenzung: In den untersuchten Schnitten waren die Ränder frei von Tumorzellen → das ist positiv, d. h. die Probe zeigt keinen direkten Resttumor an den Schnittkanten. Gefäßeinbruch: Nicht beobachtet (ebenfalls ein guter Faktor). Mitoserate: 15 Mitosen / 2,37 mm² → spricht für mäßige Teilungsaktivität (deshalb Grad II).
Kommentar des Pathologen
Es besteht Risiko für Rezidiv und Metastasenbildung, typischerweise zuerst in regionale Lymphknoten und später evtl. in die Lunge. Eine Nachkontrolle unter Einbeziehung der Lymphknoten wird empfohlen.
Bedeutung für Bayda
Grad II heißt: mittleres Risiko. Nicht so aggressiv wie Grad III, aber auch nicht so „ruhig“ wie Grad I. Positive Faktoren: Ränder in der Probe frei von Tumor Kein Gefäßeinbruch gefunden Zu beachten: Es handelt sich um einen duktalen Brustdrüsentumor, die haben ein gewisses Metastasierungsrisiko.
Nächste sinnvolle Schritte beim Tierarzt
Bildgebung: Röntgen Thorax oder besser CT, um Lunge und Lymphknoten zu prüfen. Abtasten/Ultraschall der Lymphknoten. Besprechen, ob die OP-Ränder auch chirurgisch im Körper sicher frei waren (Pathologie untersucht nur das eingesandte Stück).
Regelmäßige Nachsorge: Abtasten alle paar Wochen/Monate, evtl. Blutbild + Ultraschall. Therapieoptionen: Oft reicht die OP, wenn keine Metastasen nachweisbar sind. Chemotherapie beim Hund wird seltener eingesetzt, könnte aber Thema werden, wenn Metastasen oder neue Tumoren auftreten.
Lebensqualität steht im Vordergrund – viele Hunde können trotz dieser Diagnose noch eine schöne Zeit haben.