Leben im eVan in Marokko

Raus aus der Komfortzone? Minimalistisch Leben? Naturnah leben?

Fragen über Fragen? Wie kommt es zum aktuellen eVan Life in Marokko? Was sind Vorteile? Nachteile? Wie funktioniert es mit dem Laden, der Hitze? Es gibt viel zu berichten.

Das wichtigste zuerst. Es war nicht geplant. Wäre es geplant gewesen, dann hätte ich in Deutschland bereits viel mehr Vorbereitungen getroffen.

Kurzum, den Elektrotransporter EV80 der Marke Maxus haben Martin und ich erst 3 Wochen vor meiner geplanten Abfahrt mit dem dreirädrigen Fahrzeug nach Marokko entdeckt. Denn nach mittlerweile über 10 Jahren in Marokko hat meine Tierschutzaktivitäten vor Ort dazu beigetragen, dass ich mittlerweile vier eigene Hunde haben. Lediglich zwei passen dazu in mein bisheriges elektrisches Gefährt. Das hat zur Folge gehabt die letzten Jahre, dass ich ziemlich ohnmächtig 8 bis 10h täglich Home Office zu Hause gemacht habe und selbst am Wochenende nicht wirklich aus den eigenen vier Wänden für mehr als drei Stunden raus konnte, da ich ja immer nur Max. 2 Hunde mitnehmen konnte. Hier fehlte eindeutig die work – live – Balance, welche gerade bei Home Office Tätigkeiten so wichtig sind. Da sich auch unser geplantes Nachfolgeprojekt von Jahr zu Jahr verzögert hat (Marokko – Leben war nur bis zum Erscheinen des nächsten Fahrzeugmodells geplant, danach sollte es direkt in die USA weitergehen), ist die Arbeitsatmosphäre immer angespannter geworden. Martin und ich sind zum Entschluss gekommen, dass ein Bus eine gute Übergangslösung wäre. Übrigens, sind einige unserer Kunden zum gleichen Entschluss gekommen, durch die jahrelange Verzögerung sich ein „Zwischenfahrzeug“ zuzulegen, warum ich also nicht auch.

Aber jeder hat so seine Prinzipien ….ich kann und möchte kein Fleisch mehr essen und ich kann und möchte keinen Verbrenner mehr fahren.

Einen Elektrobus zu finden war gar nicht so einfach. Doch manchmal darf man auch mal Glück haben. In Gießen, lediglich 30 km weg von Marburg, wurde tatsächlich ein Elektrobus angeboten. Wir sind gleich hin und haben diesen Probegefahren. Für mich war die Größe etwas ungewohnt, da ich ja direkt von einem „Mini“ – Fahrzeug komme, doch nach einigen Übungen mit Martin im Feld klappte es dann auch ganz gut. Der Bus ist sogar weniger als 5 Jahre jung und hat somit noch die Möglichkeit gehabt in Marokko verzollt zu werden …. Letzten Oktober hatten wir jedoch noch nicht wirklich geahnt, dass das auch Realität werden könnte.

Kurzum, wir hatten 3 Wochen Zeit den Bus zumindest für die Fahrt nach Marokko etwas umzubauen. Wir arbeiten beide über 10 h täglich inklusive Wochenende, somit haben wir oftmals bis Mitternacht noch mit dem Bus verbracht. Es war eine positive Ablenkung vom Alltag.

Wir haben Holz für die Wandverkleidung besorgt, für die Isolation blieb keine Zeit mehr und haben auf die Schnelle eine kleine Arbeitsfläche (wichtig, denn das Arbeiten während der Ladezeiten ist unabdingbar) als auch eine Holzbritsche, welche zum Schlafen genutzt werden könnte, selbst wenn das „Mini-Fahrzeug“ mit in der Ladefläche ist.

Kleine Anmerkung an dieser Stelle: Heute wissen weder er noch ich warum wir überhaupt das Mini-Fahrzeug mit nach Marokko genommen haben ….denn es ist im aktuellen „realsatirischen“ und dramatischen Konflikt ein Streitthema, welches es bereits bis zur Staatsanwaltschaft geschafft hat.

Zwischenfazit:

  • Wir haben keine Isolierung eingebaut
  • Wir haben keine zusätzlichen Dachfenster eingebaut
  • Wir haben keine 12 V Stromversorgung für Kühlbox, Klimaanlagen eingebaut
  • Keine Kochnische
  • Keine Toilette ….

Kurzum, meine Fahrt damit von Deutschland nach Marokko war sehr minimalistisch, doch komme ich ja von dem „Mini-Fahrzeug“ indem ich lediglich mit einem Zelt unterwegs war und für mich war es somit bereits ein enormer „Upgrade“.

Leider funktionierte die Schuko – Lademöglichkeit in meinem Bus nicht. Diese zu reparieren stellte sich auch für unsere Firmen – Ingenieure als Herausforderung dar. Kurzum, es konnte nicht bis zur Abfahrt geregelt werden, deshalb wollte Martin zu Weihnachten nach Marokko einfliegen, doch die Grenzen wurden wegen Omigron geschlossen und hier fing das ganze Drama an seine Spitze zu erreichen, da ich weiterhin nicht wirklich von zu Hause ohne Schuko laden wegkonnte und mir zudem noch „verboten“ wurde während der Weihnachtspause zu arbeiten. Marokko war im Corona Schock, da es noch nie vorkam, dass während der Weihnachtszeit keine Touristen im Land waren, das ganze Land war sozusagen in dem Moment ein großes Drama.

Kurzum, die fehlenden Lademöglichkeiten und die begrenzte Reichweite sind ein großer Nachteil und erlaubte es mir nicht zur Weihnachtsfeier in das „nur“ 180 km nahegelegenen Tafroute zu fahren.

Kurzum, das Drama nahm zu, es kam ja dann zu einer „emotionalen“ Kündigung, dann bin ich in eine Krise gestürzt und in dem Moment hatte ich bezüglich Bus tolle Unterstützung von marokkanischen Ingenieure, welche zusammen mit der deutschen Maxusgruppe es tatsächlich geschafft haben mir das Schukoladen zu ermöglichen.

Und dann ging es los! Hunde eingepackt und mit wirklich nichts ausser einer Holzpritsche sind wir losgefahren. In tolle einsame Gegenden, ich machte erste Erfahrungen mit Sandpisten, durfte mich auch einmal ausbuddeln, lebte mit Militär und Fischern an einsamen Strände, Hunde waren glücklich und ich hatte eine entspanntere naturnahe Gegend um mich mit den täglichen Mediations – und Anwaltsangelegenheiten rumzuärgern. Ohne dieses Leben im Bus wüsste ich nicht wie ich es irgendwie ausgehalten hätte. Ich liebe das einfache Leben, das in der Natur sein und nette und simple Leute um mich herum.

Doch dann wurde es immer heißer in Marokko und auch das Geld ging langsam zuneige. Dann fand ich für mehrere Dinge eine Lösung. Ich beschloss komplett in den Bus umzuziehen und in meinem Häusschen alle Zimmer einzelne zu vermieten um mich durchzufinanzieren.

Während dem Kammergerichtstermin besorgte ich mir zwei Aussenfenster und eine Schattendecke als einen kleinen Ventilator. Wie ich die Aussenfenster im Handgepäck nach Marokko einfliegen konnte ist eine andere Sache.

Nun warten wir auf die Verzollung des Busses (anderes Kapitel), damit mich nach dem TÜV endlich die Fenster einbauen kann. Bis dato stehen wir tagsüber hier an der Ladesäule und fahren Abends nach dem Triathlontraining in die Berge oder an einen einsamen Strand und genießen die Ruhe und erholen uns für den nächsten Tag wenn es wieder heißt „Finden wir heute einen Mediator?“.

Was ich bis dato noch im Van verbessern konnte:

  • Wir haben eine zusätzliche Etage eingebaut, somit gibt es nun drei Etagen für die Hunde, da zwei Hunde nicht miteinander klar kommen.
  • Minimalistische Toilettenmöglichkeit
  • Aussendusche
  • Bessere Ausziehmöglichkeiten der Kisten

Was zeitnah hinzukommt:

  • Dach- und Seitenfenstern für Durchzug
  • Solaranlage für 12 V
  • 12 V Kühlschrank und Ventilator bzw. Klimaanlage
  • Kochgelegenheit
  • …..

Es bleibt spannend.

Bis dato bin ich nur in Südmarokko unterwegs. Doch würde ich gerne noch dieses Jahr Richtung Mauretanien und Senegal fahren und dann nochmal Portugal und Spanien. Wenn alles gut läuft dann nach Deutschland.

Bis dato bin ich nur in Südmarokko unterwegs. Doch würde ich gerne noch dieses Jahr Richtung Mauretanien und Senegal fahren und dann nochmal Portugal und Spanien. Wenn alles gut läuft dann nach Deutschland.

Fazit: Vanlife scheint die einzige Methode aktuell zu sein um mit vier Hunden über die Runden zu kommen. Ich nehme es als tolle Challenge an und bin dankbar, dass ich in dieser bizarre Situation überhaupt diese Möglichkeit hierfür habe. Selbst mein Rennrad passt rein und wir können somit wirklich das geplante Triathlontraining gut absolvieren und die Hundies sind immer mit dabei. Lediglich die Hitze macht uns zu schaffen bzw. auch sehr den Hunden, denn mittags bleibt uns eigentlich nur übrige an die Ladestation zu fahren, da ich hier die Türen aufmachen kann. Mit geschlossenen Türen kann ich die Hunde erst stehen lassen, wenn Klimaanlage vorhanden ist, bzw. Es bereits mit den zwei zusätzlichen Fenstern ausreicht, bzw. wenn es Herbst wird.