24.07.2013: Tag 10: Fuengirola – Tanger: 280km

Fuengirola - Tanger: 280km

Fuengirola – Tanger: 280km

Was für eine Nacht. Mit fast leerem Tank kommen wir mitten in der Nacht an einem Campingplatz an. Leider kann uns der Wächter keinen Einlass geben, was somit auch bedeutet, dass wir keine Stromquelle für die TWIKEs haben. Müde wie wir sind stellen wir unsere Zelte direkt vor dem Campingplatz auf. Um 7 Uhr heißt es, dürfen wir offiziell eingelassen werden. Der Wecker wird gestellt. Bis mittags würden wir es somit definitiv nicht auf die Fähre schaffen, es fehlt uns ja die Nachtladung. Es wird mal wieder alles sehr knapp werden. Fest steht jedenfalls, dass wir abends um 21 Uhr in Tanger den Zug nach Marrakech bekommen müssen. Unsere Fähre geht nach Tanger Med, sprich es sind immer noch über 40km in Marokko zu fahren. Der Plan ist die Fahrzeuge am Flughafen in Tanger abzustellen und mit dem Taxi zum Bahnhof zu fahren. Der Flughafen ist das einzige Gelände welches mir spontan einfiel, wo ich die TWIKEs unbeaufsichtigt einige Tage stehen lassen würde. Wenn das alles klappt, würden wir mit dem Nachtzug am nächsten Morgen in Marrakech ankommen und 3h später in Agadir sein.

7 Uhr. Der Wecker klingelt. Schlaftrunken bauen wir die Zelte ab und stellen uns vor die Schranke zum Campingplatz. Aha, es gab in der Nacht ein Wächterwechsel. Da will mir die Ablöse doch klar machen, dass der Einlass erst um 8 stattfinden könnte. Argh, immer mit der Ruhe, doch es hilft nichts…ich merke, dass meine Kräfte unter dem Zeitdruck unter dem wir stehen nachließen. Ich kann noch so oft erklären, dass wir mittags eine Fähre nehmen müssen und es nicht schaffen würden. Nein, auch in Spanien gelten anscheinende Bestimmungen…Um 8 können wir reinfahren. TWIKEs angeschlossen. Es hieße 16A wären möglich, aber natürlich zack, die Sicherung raus….Nun, die Fähre mittags rückt immer weiter in die Ferne. Mein TWIKE ist richtig leer, wir laden es alleine mit 8 A. Wie es der Zufall will, kommt ein interessierter Niederländer auf uns zu, erkundigt sich über unser Problem und lacht leicht auf. Wir wären wohl nachts direkt an einer neuen Renault Schnellladestation vorbeigefahren. Das gibt es ja wohl nicht. Er ist sofort bereit mit meinem Begleiter und dem zweiten TWIKE dorthin zufahren. Vielleicht wird es ja doch noch etwas mit der Fähre…ich schlafe erst mal neben meinem TWIKE ein…

Ein Anruf. Bei Renault bräuchte man einen Extraladestecker, den wir nicht dabei haben. Argh. Jedoch kannder Chef nach vielem Zureden überredet werden, das TWIKE in eine normale Haushaltssteckdose einzustecken. Na immerhin, das zweite TWIKE ist also auch am Laden.

Erst mittags kommen wir los. Am Morgen will der Platzwächter tatsächlich mir noch die volle Summe von fast 20 Euro abkassieren, doch jetzt winkt er mich einfach nur durch. Ob es vielleicht doch noch ein gelungener Tag werden wird?

Das nächste Hindernis ist das Fährticket. Als welches Transportmittel wird ein TWIKE eingestuft? 30km vor Algeciras kaufen wir bereits die Tickets. Es gibt die Wahl zwischen Motorrad und Auto, das Auto kostet jedoch fast 3 Mal so viel wie ein Motorrad. Bei meiner ersten Fahrt mit dem TWIKE vor über einem Jahr musste ich in den sauren Apfel beißen und ein Autoticket lösen, auf der Rückfahrt vor einem halben Jahr durfte es sogar als Fahrrad durch…wir haben Glück, die TWIKEs werden als Motorräder durchgewunken.

Beim Ticketschalter

Beim Ticketschalter

Der Tag scheint definitiv auf unserer Seite zu stehen, aber noch sitzen wir nicht im Zug.

Mein Fahrzeug ist nicht vollgeladen und somit wird es gegen Ende noch einmal knapp und ich fahre die letzten Kilometer mit 20km/h stark pedalierend. Aber was ist das denn? Marokko lässt grüßen. Viele Marokkaner überholen uns auf dem Weg zur Fähre mit ihrem Fahrzeug und sind ganz aus dem Häuschen über unser TWIKE Maroc Projekt. Es folgt ein freudiges Hupkonzert nur für uns und ich fühle mich wieder ganz wie in Marokko.

Wir sind der Mittelpunkt. Sei es beim Anstehen an der Fähre als auch auf der Fähre.

Ich brauche dringend Strom. Wir haben keine Zeit zu verlieren, da wir erst gegen 16 Uhr in Marokko eintreffen werden. Außerdem hätte ich es auf marokkanischer Seite mit meinem Unterstrom wahrscheinlich noch nicht mal aus dem Hafen rausgeschafft. Wir setzen auf der Fähre unseren Steckdosenblick auf. Wir finden Steckdosen, zu denen wir aber kein Adapter hatten. Verzweiflung kommt auf. Dann erinnere ich mich jedoch, dass ich bei meiner ersten Fahrt ebenfalls auf der Fähre geladen hatte und zwar gab es eine Steckdose beim Treppenaufstieg. Und siehe da, es ist hier ebenso. Ich suche mir einen nettaussehenden Angestellten aus, spreche ihn mit meinem besten Spanisch an und siehe da, ich darf mein Verlängerungskabel legen….auch das wäre gelöst.

Ich brauch eine Pause, und ja was haben wir denn da, eine Fähre mit Pool. WOW.

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Und es kommt noch besser. Es ist in Marokko der Ramadan eingebrochen. Ein Marokkaner spricht mich an und schenkt mir seine Essenstickets, welche ihm als Chauffeur zustehen. Sprachlos. Wir lassen es es uns verdient gut gehen bei einem Dreigängemenü.

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Mit etwas mehr Kraft kamen wir in Marokko an.

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Und das Krafttanken ist gut, schließlich müssen wir jetzt noch den marokkanischen Zoll passieren. Es ist heiß, 16 Uhr, die Zollbeamten dürften Hunger und  Durst haben…wir kommen dran.

Fragende Blicke über unsere Dokumente. Schließlich fahren wir die zwei TWIKEs mit offiziellen Dokumenten der Handelskammer ein. Wo denn unsere Produkte wären? Es sind die Fahrzeuge selber. Ungläubige Blicke, der Chef war nicht da…wir sollten doch warten. Wir warten, doch niemand in Sichtweite…wir werden unseren Zug verpassen, so geht es nicht, wir müssen los. Sie stempeln schließlich unsere Pässe ab, genau das falsche, schließlich sollen ja die Fahrzeuge nicht in den Pässen stehen…ok, wir regeln den Rest dann in Agadir am Zoll. Erstmals schnell um den Nachtzug nicht zu verpassen. Wir entschließen uns den weiteren Weg in die Innenstadt über die Autobahn zu nehmen. Eine weise Entscheidung. Bei den vielen Tieren auf der Straße wären wir nie ans Ziel gekommen. Eine weitere Strecke bedeutet aber nochmals anhalten um zu Laden. Zeitverlust. Argh. Auf Marokko kann man sich größtenteils verlassen. Es kommt nur sehr selten vor, dass man an einer Tankstelle zum Stromtanken abgewiesen wird. Wir setzen auf Risiko. Wir mussen an dieser Autobahnraststätte tanken und wir hatten Glück.

Wieder auf Risiko. In 1.5h würde unser Zug fahren. Wir sind noch 30km entfernt vom Flughafen. Dann muss noch ein Taxi gefunden werden und die 10km in die Stadt gefahren werden. Das kann dauern in Marokko. Argh. Mit 330V kommen wir am Flughafen an. Noch 30Minuten bevor der Zug losfährt. Schon beim Reinfahren auf die Parkplätze spreche ich durch das Fenster einen Taxifahrer an. Er kommt uns hinterhergefahren, so dass das Umsteigen schnell geliegt. Ich machte mir jedoch sorgen um die zwei TWIKEs. Mehr als drei Tage sollte ich sie nicht stehen lassen, sie würden noch mehr Strom verlieren und in Unterbatterie geraten. Egal, darüber zerbreche ich mir später den Kopf.

Noch 10 Minuten. Ankunft am Bahnhof. Anstehen am Schalter. Noch 5 Minuten. Ich habe unsere Tickets für den Schlafwagen in der  Hand. Uff. Was für ein Tag, was für eine Reise. Reflektiert dieser Tag doch die meisten unserer bisherigen Tage.

Was kann jetzt noch schiefgehen? Wir werden in unseren Schlafwagon gebracht. Fast alle Abteile sind leer…aber wir werden in ein Abteil gebracht, das bereits durch eine weitere Person besetzt ist…na ja, dann sind wir halt zu dritt. Jedoch kommen nach und nach noch weitere Zweiergrüppchen, welche alle ein eigenes Viererabteil erhalten. Mmh, eigentlich sind wir ja in Marokko und da lässt sich so etwas bestimmt regeln. Schließlich gibt es noch weitere leere Viererabteile. Und ich sollte Recht behalten.

Das erste Mal Schlafwagen in Marokko. Auch interessant. Da ich jedoch in Deutschland noch nie ein Schlafwagen benutzt habe, fehlt mir der direkte Vergleich. Ich schlafe auf jeden Fall sehr gut, hätte aber nach diesem Tag und vor allem letzter Nacht sehr wahrscheinlich überall wie ein Stein geschlafen.

Fahrbilder

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