Hallo liebe Freunde,
aktuell sieht es folgendermaßen aus:
Es kam am 9. Februar zu einer ordentlichen Kündigung zum 31. März. 2022.
Kündigungsgrund? Gab es erstmal keinen. Denn wir sind ein Kleinbetrieb von erstmal unter 10 Mitarbeitern. Somit gibt es keinen Kündigungsschutz und eine Kündigung kann ohne Grund ausgesprochen werden. Die nahestehende Frage lautet nun, wie wir denn ein neues Fahrzeug mit so wenig Mitarbeitern produzieren wollen. Berechtigte Frage, doch haben wir einiges ausgelagert und an externe Kollegen verteilt. Dies führt zur Problematik, dass weder ich noch meine Kollegen Kündigungsschutz haben, das war bisher kein Thema und deshalb auch nicht wirklich bekannt.
Wieso kommt es dann vor Gericht?
Ganz einfach, denn auch ohne Kündigungsschutz gibt es doch die ein oder andere Maßnahme, wo ein Arbeitnehmer geschützt ist. Es darf z.B. nicht sittenwidrig gekündigt werden, auch wenn unter 10 Mitarbeiter oder gegen treu und moral. Hier greift das sogenannte Massregelungsprinzip.
Kurzum, mir war klar, dass hier eine sehr seltsame Situation zustande kam, ohne wahre Abmahnung (wirklich nicht?, mehr dazu in einem anderen Beitrag). Doch zum Anwalt wäre ich nie gegangen, wäre da nicht der ein oder andere der mich dazu aufgefordert hätte. Trotzdem wollte ich es nicht …. stattdessen fuhr ich durch die halbe Republik, traf Freunde, Familie etc. Ich wusste, ich habe 21 Tage Zeit für eine Kündigungsschutzklage. Doch auch die Reisen und das viele Gutreden auf ihn von ausserhalb hat nicht wirklich etwas gebracht.
Ich war verzweifelt und nannte es eine emotionale Kündigung. Am Tag 18 war es Zeit einen Anwalt aufzusuchen, denn danach kam das Wochenende. Ich konnte mich kaum ausdrücken, so emotional erschüttert war ich von diesem Vorfall. Es flossen viele Tränen und der Anwalt verstand bereits, dass es sich hier wohl nicht nur um eine normale Kündigung handelt. Er klärte mich auf und machte mir auch Mut an den Kündigungsschutz zu glauben, denn oftmals hätten Unternehmen dann doch mehr als 10 Mitarbeiter. Doch ich kenne den Betrieb eigentlich und so gerne ich es hätte, ich kam lediglich auf 8,25 vollzeitarbeitende Mitarbeiter. Deshalb legte ich meinen Fokus auf die Art und Weise der Kündigung und dass es eher etwas persönliches ist.
Das Verfahren würde viel Geld kosten … Geld, dass Martin und ich in unserer 10 jährigen Bekanntschaft kaum ausgegeben hätten für uns … wir haben sehr sparsam gelebt und alles Geld in das Projekt gesteckt. Die Geschichte mit dem Backofen (anderes Thema), denn selbst diesen hatte ich mir mal „erbetteln“ müssen … wir leben wirklich einen sehr minimalistischen Lebensstil (anderes Thema).
Ich konnte meine Unterschrift nicht darunter setzen … unmöglich gegen meinen besten Freund und Arbeitgeber meines Traumprojektes gegen Gericht zu gehen … es muss doch noch einen anderen Weg geben … bis kommenden Montag hätte ich noch Zeit… nur noch ein Wochenende…
Unser TWIKE Partner Dieter Bleckmann ist mit im Boot. Ich vertraute ihm zum damaligen Zeitpunkt. Die Kommunikation ging teilweise bzgl. der Problematik über ihn. Er gestand mir auch, dass Martin diese Kündigung wohl sehr schwer gefallen ist, doch auch hier gab es nicht wirklich einen Grund.
Kurzum, Dieter versprach mir, bis Samstag Nachmittag, mir doch noch die ein oder andere Antwort zu bringen, denn schließlich musste ich ja am Montag die Klage einreichen. Es hieß immer Martin möchte das ebenfalls nicht, wir müssten einen anderen Weg finden. Diese ganze Problematik ist für mich neu, ich habe zuvor noch nie etwas von Mediation gehört. Doch durch das viele googeln bin auch ich darauf gestoßen und Martin war wohl auch einer Mediation offen gegenüber. Doch nach dem Gespräch mit einer Mediatoren stellte sich heraus, dass innerhalb dieser Mediation wohl nur darüber geredet werden sollte, wie die Aufteilung und Rückgabe diverser „Arbeitsmittel“ stattfinden solle… denn einen wirklichen Vertrag dazu gab es nicht ….und nach 10 Jahren Vertrauen habe ich viel gegeben, er viel gegeben und alles ohne es schriftlich festzuhalten … wir waren ein gutes Team aber haben zu viel gearbeitet und nicht auf uns geachtet und der Erfolg blieb aus. Im Gegenteil, der finanzielle Druck wurde immer größer und das Projekt hat sich seit 2014 immer um ein Jahr nach hinten verschoben, bis heute. Das tat auch meiner Marokkozeit nicht gut, da diese eigentlich ab 2012 bis zum TWIKE 5 geplant war …damals hieß es noch 2014 (Beitrag Warum 10 Jahre Marokko). Kurzum, dieser oben vorgeschlagenen Mediation konnte ich nicht zustimmen und von Dieter gab es keine Rückmeldung mehr an diesem Samstag Nachmittag. Ich befand mich in Marburg, lag auf meinem Bett, die Sonne strahlte und ich wusste nicht mehr weiter. Meine 4 Lieblinge (waren in Marokko, ursprünglich war max. eine Woche Deutschland geplant, doch mit dieser Kündigung konnte ja keiner rechnen), waren mittlerweile mehr oder weniger gut betreut in Marokko bei meiner ukrainischen Freundin. Mittlerweile war Krieg ausgebrochen, diesen gab es nicht bei meinem Abflug. Es war eine Woche ausgemacht, sie bat mich zurückzukommen, da sie mit den Nerven fix und fertig war und ihre Gedanken in der Ukraine waren und selbst kaum mehr Nahrung zu sich nehmen konnte und noch 3 Kleinkinder zu versorgen hatte. Ich war in einer Engpass – Situation. Meine Hunde sind neben Martin das wichtigste was ich aktuell habe, auch möchte ich keiner Fliege etwas zu leide tun, dass meine Freundin Olga nun mitten in einem Krieg stand, meine Hunde nicht mehr richtig verpflegt werden konnte, ich aber ohne Job keine Existenz mehr hätte und mit 4 Hunden wäre es auch schwierig etwas zu finden … eine sehr komplexe Situation. Viele Gedanken gingen mir durch den Kopf. Ich musste vor Montag eine Lösung finden. Also raus aus dem Bett, rede mit ihm! Doch der direkte Weg ist ausgeschlossen. Ich dachte an den Marburger e-Mobil Club und habe mich auf den Weg zu einem Bekannten gemacht. Hierbei kam ich an dem Einkaufsladen Tegut vorbei, an dem Martin als Einkaufen ging.
Es sollte alles nicht gut sein heute! Dort angekommen musste ich erstmal durchatmen, es war mir zuviel. Und dann kam auch noch die Mitteilung, dass der Vater meines ersten Freundes gestorben war, wir haben 4 Jahre im Hause zusammen mit ihm gelebt. Ich stand verloren auf dem Parkplatz. Martin fährt normalerweise zum Brot kaufen nach Marburg, nimmt jedoch auch meine Hunde mit und kommt deshalb mit dem Sprinter. Er würde also auf einem ganz anderen Parkplatz ankommen, falls er heute zum Brotkaufen ginge. Doch dann hörte ich ein bekanntes Surren, ein TWIKE, und es parkte direkt neben mir. WOW! Es ist Martin, jetzt wird alles gut und endlich können wir reden! Wenn auch kurz vor knapp, denn am Montag braucht der Anwalt die Unterschrift. 2 Sekunden Erleichterung, doch er schaute mich nur sehr traurig an und fuhr wieder weg. Oha! Es war zuviel, und alles was dann folge, war wohl eine Schockreaktion und das muss ich nochmal in einem eigenen Beitrag schreiben. Kurzum, es war schrecklich. Es blieb mir nur der Gang zum Anwalt.
Diesen Moment beim Anwalt, wo ich ihm den Auftrag zur Klage gab, werde ich nie vergessen. Es wird nicht die Lösung sein. Insgesamt blieb ich noch 2 Monate in Deutschland und in der Schweiz. Ich versuchte eine Lösung bis Ende März zu finden, denn Martin konnte das Ganze ja immer noch rückgängig machen. Ich habe versucht den finanziellen Engpass der Firma zu lösen, habe mit vielen Firmenchefs, Investoren und Freunde und Bekannte geredet. Es kam nochmal eine 5 stellige Summe zusammen, doch es brauchte 5. Mio Euro …. das ist mir nicht gelungen. Meiner 12 jährigen Hündin in Marokko ging es immer schlechter, auch habe ich ein TWIKE vor Ort, was mittlerweile bestimmt in Tiefentladung war …ich flog zurück. Der erste Gerichtstermin wäre im April.
Ich kämpfte von Marokko weiter bis April. Jeden Tag gab es unzählige Telefonanrufe etc. Ein Gütetermin würde nichts bringen, denn das würde das angebliche Problem von ihm mit mir ja nicht lösen.
Und so war es dann auch. Mein erstem Mal vor einem deutschen Gericht. Ich hatte es mir ganz anders vorgestellt. Martin kann mir immer noch nicht in die Augen blicken, er kam nicht. Mein Anwalt und sein Anwalt vertrugen sich nicht, es war eine schreckliche Situation. Ich hörte vieles aus dem Munde von seinem Anwalt, was mich erstarren ließ. Da hieß es z.B. ich hätte den Job nur bekommen, da ich eine Beziehung mit ihm hätte (anderer Beitrag) und da diese jetzt nicht mehr bestand, wäre das ganze ja logisch, dass das Arbeitsverhältnis nun beendet wäre. Oh, das war zuviel für mich …. denn erstens hatte ich den Job erhalten ohne Beziehung und zweitens haben wir eine sehr tiefe freundschaftliche Beziehung. Mein Anwalt blieb sachlich, doch am Schluss sah der Richter, dass es keine Einigung geben würde und es kam zur Festlegung des Kammertermins am 21.07.
Dann folgte noch die Hunde – und Busgeschichte am gleichen Tag…Auch zu diesem Tag werde ich nochmal gerne ausführlicher schreiben.
Kurzum, ich flog wieder zurück um kurze Zeit wieder nach Deutschland zu fliegen … denn es gibt vor Ort in Rosenthal ein Schiedsgericht. Der Schiedsmann hat mich eingeladen zu erscheinen, damit er diese Angelegenheit auf kleinem Wege regeln konnte … das ist ebenfalls ein eigener Beitrag wert… denn es ist ihm nicht gelungen … da ich aber unbedingt meine Hunde vor Ort sehen wollte und mir das verweigert wurde, war ich sozusagen zu jeder „Schandtat“ bereit. Was musste ich tun um meine Hunde sehen zu dürfen als auch ein Gespräch zu bekommen. Die Forderungen wurden sehr hoch gehängt, doch ich war bereit diese alle zu erfüllen. Das kommt dann im Beitrag zu den Mediationen. Über 4 Mediationen sind nicht zustande gekommen und innerhalb der Mediation sollte dann auch das Thema mit dem Hundebesuch geklärt werden. Ich weiß nicht, wie ich diese Zeit überstanden habe, nachdem alles gescheitert ist wollte ich zurückfliegen, doch dann gab es keine Rückflüge mehr … alles ausgebucht für das große Schlachtfest in Marokko in Kombination mit Streiks etc. Und schon wieder hatte ich das Hundebabysitterproblem als auch die TWIKE Tiefentladung …
Kurzum, hier in Marokko ging die Diskussion täglich um diese Mediation weiter. Beide Seiten wollen deeskalieren, wollen eine interne Lösung, doch wir kamen nicht zu Potte.
Letzter Stand war am Mo 11. Juli, dass nun definitiv keine Mediation mehr zu Stande kommen würde, da ich ein Verfahren gegen den TWIKE Partner Dieter Bleckmann eröffnet hätte. Dies habe ich aber Bekanntgegeben vorab, denn ich wollte, dass es auf keinem Fall der Mediation schadet und ich bekam zur Antwort, dass das meine Angelegenheit sei. Anscheinend wohl nicht.
Kurzum, das ist der Punkt, wo ich nun hier von intern ins externe über meinen Blog gehe … denn es sollte nicht zu diesem Gerichtsverfahren am 21.07 kommen.
Die Chancen stehen mittlerweile für beide Seiten 50: 50. Denn mittlerweile sind wir bei 9.5 Vollzeitangestellten angekommen. Besten Dank hiermit an meinen Anwalt, welcher nicht locker gelassen hat aus seinen bisherigen Erfahrungen auch den Weg über die Anzahl der Angestellten zu gehen. Denn den ein oder anderen hätte ich übersehen. Um Kündigungsschutz zu erhalten, brauche ich den Nachweis von 10.25 Angestellten, es fehlen lediglich noch 0,75. Auch die Gegenseite gesteht mittlerweile Gewinnchancen zu und macht bereits bekannt, dass es in diesem Falle dann eine betriebsbedingte Kündigung wäre. Das wäre auch nicht gut, denn das Verfahren könnte sich ziehen, denn bei einer betriebsbedingten Kündigung geht es nach Sozialstrukturen etc. und ich bin nun bereist seit 10 Jahren dabei und der Wegfall des Postens ist nur schwer zu erläutern in Zeiten wo wir wegen mangelnder Kommunikation (mein Job) angekreidet werden.
Kurzum, sollte ich den Kündigungsschutz nicht bekommen und das Massregelungsprinzip nicht greifen, würde es von meiner Seite in die 2. Distanz gehen, würde die andere Seite verlieren, würde diese wohl in die 2. Instanz gehen. Ein kleiner Unterschied: Ich bezahle das ganze aus meiner eigenen Tasche, aktuell ohne Gehalt, die andere Seite bezahlt es von dem Geld der Community.
Eine loose – loose Situation, plus, dass diese Geschichte so seltsam schräg ist und ich sozusagen in der Wüste ausgesetzt wurde, dass ich natürlich auch mich wehre. Das tut mir nicht gut, der Community nicht, der Firma nicht, den Hunden nicht, keinem.
Die wahren Gründe könnten wohl nur in einer Mediation angesprochen werden.
Und dafür schreibe ich diesen Blog. Mit der Bitte mich zu unterstützen, dass dieser Gerichtstermin erstmal auf Eis gelegt wird und wir in eine zeitnahe Mediation eingehen.
Ihr erreicht mich unter silvia_brutschin@web.de