Als erste Frau ins Ziel.

Was für ein unvergessliches Ereignis. Nur eine Woche nach meiner Premiere zum ersten Mal einen Halbmarathon barfuß unter der magischen 2h gelaufen zu sein, ging es weiter zum ersten Trail Halbmarathon mit Sandalen ins marokkanische Anti-Atlas Gebirge.

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Doch bereits die Anfahrt sollte spannend bzw. elektrifizierend werden. Endlich endlich kann ich an solchen Events mitnehmen, dank meiner neuen „Mobilitätsfreiheit“. Wie ich schon an der ein oder anderen Stelle erwähnt hatte, bedeuteten die Jahre zuvor mit 4 bzw. bis zum 5 Hunden eine enorme Einschränkung meiner mobilen Freiheit. Ich kam mir eher zum größten Teil wie ein „Home-Manager“ vor. Zu Hause gearbeitet, gelebt, geschlafen, plus 2 Jahre COVID mit Grenzsperrungen und eine Firma, welche von Monat zu Monat ums Überleben kämpft und ein sehr vertrauter Freund, der damit direkt verbunden ist. Kurzum, es fehlte der Ausgleich, einfach mal rausfahren übers Wochenende, sich mit anderen Treffen. Und nun ist es soweit. Seitdem der elektrische Bus vor Ort ist passen alle Hunde rein, seit dem er auch an Schuko laden kann, steht uns nichts mehr im Wege. Und selbst COVID scheint in Marokko verschwunden zu sein. Keine Reisebeschränkungen mehr und alle Events finden wieder statt. Ich habe ein Aufholbedürfnis in mir.

Eigentlich sollte nach einem Halbmarathon eine zweiwöchige Regenerations – Pause eingehalten werden … eigentlich. Doch endlich wieder an einem Event in Marokko teilzunehmen, sogar an einem Trail … die Verlockung war größer.

Am Vorabend sind wir noch gegen Abend losgefahren. Der Austragungsort Timlilt ist ca. 80km von Agadir entfernt. Ich hätte auf mein Bauchgefühl hören sollen, denn dieses sagte, dass eine Hin und Rückfahrt möglich sei ohne zu Laden, doch mein Verstand verneinte, da es ja immerhin auch bergauf ging. Somit fuhr ich bereits am Vorabend an eine 40 km entferntere Autobahnladestation. Das Ziel war dort über Nacht zu laden und am nächsten Morgen gemütlich zu frühstücken und an den Start um 10:30 zu fahren. Doch das wäre ja zu einfach. Dort angekommen fiel mir auf, verwöhnt von der Ladestation in Agadir (dieses mit Kabel), dass ich selbst ja kein Typ 2 – Typ 2 Kabel mehr habe. Denn meines haben wir in Typ 2 – Schuko verwandelt. Somit blieb dann lediglich die letztere Variante. Doch nach 10 Minuten sprang jedes Mal die Sicherung. Erst als ich es auf 8A runterstellte, verhielt es sich stabil. Doch damit schaffte ich lediglich 5km pro Stunde zu laden. Es war mittlerweile 1 Uhr morgens und um 6 Uhr morgens müsste ich aufbrechen. Das macht lediglich 20 km … uff.

Und so war es dann auch. Nicht nur hatte das Fahrzeug nur minimal geladen, sondern angekündigt prasselte auch ein richtiger Sturzregen auf das Fahrzeugdach. Na, ob das heute was mit den Sandalen wird, bzw. ob der Traillauf auch wirklich stattfindet. Bei dem Regen im Matsch rumwarfen…hört sich vielleicht lustig an, aber auch mega gefährlich.

Nach einem doppelten Espresso fuhr ich mit 30 km/h auf der Autobahn los. Ich wusste, dass es erstmal bergab ging, und so verbrauchte ich kaum etwas auf der ersten Hälfte und ich schaffte es in der Tat noch 10 Min vor Startpfiff mit 10 km Reichweite ans Ziel zu kommen. Hier scheint es weniger bzw. kaum geregnet zu haben, also definitiv die Sandalen anziehen. Das tolle an dem bewölkten Wetter war, dass ich mir keinen Gedanken um einen Schattenparkplatz für die Hunde machen musste.

Meine Teamkollegen waren alle schon da und nach einer kurzen Begrüßung und kurzem Einlaufen ging es auch schon los. Mit 4h Schlaf fühlte ich mich nicht wirklich so fit, doch bekanntlich sagt man ja, dass es auf die vorherigen Nächte ankam. Kurz vor dem Start wurde noch gemeinsam getanzt und dann ging es auch bereits los. Mein Ziel auch diesen Trail unter 2h zu laufen habe ich bereits nach den ersten km aufgegeben. Hierfür müsste ich eine Pace von 5:40 Min pro km laufen, doch viel zu steinig hierfür und viel zu viel hoch und runter. Ich setzte mir ein neues Ziel von 2h 15 auf die 21 km und habe dieses auch knapp erreicht.

Für Sandalenläufer würde ich diesen Trail als „advanced“ einstufen. Konzentration ist Voraussetzung um nicht zu stolpern. Den ein oder anderen Schuhläufer habe ich stürzen sehen und auch die ein oder andere blutige Wunde ist hierbei erschienen. Die Landschaft ist super, einfach nicht mit einem Stadtlauf zu vergleichen. Es begegnen einem zwar kaum Leute, dafür aber viel Ruhe und Aussicht. Hin und wieder mal ein Esel mit Reiter bzw. einige Hunde, diese sind aber friedlich. Der Lauf ist gut organisiert gewesen, an jeder Kreuzung gab es erkennbare gut ersichtliche Punkte und alle 7 km einen Verpflegungsstand mit Müllsack!

Das Teilnehmerfeld betrug ca. 180 Teilnehmer, ich würde schätzen, dass es für den Halbmarathon ca. 100 Läufer waren. Auf 21 km verteilt sich das Feld doch ziemlich, so dass ich ein großes Stück alleine lief. Sehr überrascht war ich, als auf den letzten 5 km das „firstman“ Fahrrad mir entgegenkam und mir mitteilte, dass ich die erste Frau wäre und er mich jetzt ins Ziel begleiten würde. Das was super und eine tolle Erfahrung. Hilft es doch enorm auf den letzten Kilometern nicht alleine zu sein.

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Im Ziel angekommen wurde ich erstmal von vielen Mikrophonen empfangen. Gerne gebe ich meine Meinung zum ersten veranstalteten Halbmarathon als erste Frau wieder und teile auch gerne meine Sandalenerfahrungen.

Im Anschluss konnte ich mich um meine Rückfahrt kümmern, bzw. um eine Steckdose. Eine lokale Schule bot mir eine Schukosteckdose an. Hiermit war klar, dass ich vor Ort übernachten würde, denn ich hatte einen ca. 100 km Rückweg und das macht ca. 20h laden! Auf diesen Weg machte ich eine sehr gute Bekanntschaft mit zwei jüngeren Lehrern, mit denen ich mich noch bis in die Nacht hinein austauschte und am nächsten Tag machte ich mich dann auf die Heimfahrt.

Meinen „Pokal“ übergab ich der lokalen Organisation mit der Bitte sich gerne für das Folgejahr etwas traditionelles auszudenken. Schön, fand ich von der Organisation, dass im Anschluss an den Lauf es auch einen Fragebogen mit Verbesserungsvorschlägen gab.

Anbei meine Vorschläge:

  • Lokales Essen
  • Lokale Preise
  • Mehr Werbung -> Instagram und Co
  • Mehr Teilnehmer
  • Gerne auch Kontakte knüpfen mit nachhaltigen Tourismusorganisationen und Co.
  • Gerne versuche ich auch Kontakte mit Läufern aus der DACH Region zu knüpfen

Während der Heimfahrt spottete ich einen tollen Platz abseits der Strasse, wo die Hunde und ich erstmal einige Stunden verbrachten. Die Hunde konnten sich austoben, während sich meine Beine ausruhten. Genau so würde ich mir meine Afrikatour vorstellen. Auf der Suche nach tollen Stellplätzen und dort Freiheit genießen. Doch dafür müssten wir abseits der Hauptstraßen gelangen, welche wohl in Afrika nicht immer so toll ausgebaut sind wie in Marokko und wir bräuchten eine Stromquelle. Also Fahrzeug höher legen und mehr Solarplatten … da haben wir noch einen Weg vor uns.

P.S: Wer Interesse an diesem Halbmarathon Trail für 2023 hat, darf sich gerne bei mir melden. Der Veranstalter ist leider noch nicht gut verlinkt. Die Veranstaltung nennt sich Trail n‘Timlilt.

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