Seit wenigen Tagen sind wir elektrisch Richtung Norden unterwegs. Dank der immer besseren Lademöglichkeiten in Marokko geht es auch gut vorwärts. Ich steigere mich peu à peu bezüglich elektrischen Reisens mit vier Hunden. Zunächst konnte ich ja wegen nicht funktionierendem Schukoladens überhaupt nicht groß ausserhalb der Autobahn elektrisch Reisen gehen.
Das war schon etwas ärgerlich, denn dachten wir (Martin und ich), dass wir eventuell durch meinen Kauf des Elektrobus zumindest eines von mehreren Problemen Lösen könnten. Denn seit Jahren befinden wir uns ja bereits in der schwierigen Phase das Geld für das nächste Fahrzeugprojekt zusammenzubekommen. Wir beide haben hier definitiv ein Problem die notwendige Balance bzw. Ausgleich zu finden, um diese schwierige Zeit auch als Mensch durchzuhalten. Ich habe sehr viel nachgedacht in den letzten Monaten und komme immer wieder zu dem Entschluss, dass es ohne die Hunde nie zu diesem aktuellen Problem (Drama) gekommen wäre. An dieser Stelle fällt mir auch wieder ein, dass er doch emphatisch sein kann, zumindest was Tiere angeht. Er hat mich immer unterstützt wenn es um die Strassenhunde Marokkos ging und wir haben uns durch das Misslingen eines lokalen Sterilisationsprojekts in Marokko und das Zustandekommen mehrerer Umstände irgendwie verrannt. Auf keinem Fall haben unsere Hunde hier aber direkt Schuld. Im Gegenteil, sowohl er als auch ich haben diese in unser Leben integriert und sind froh, dass es so gekommen ist. Vielleicht damit zu vergleichen, wenn Paare unerwartet eigenen Nachwuchs bekommen haben. Oft zeitlich unpassend, doch im Nachhinein sind die meisten dann doch froh, dass es so gekommen ist.
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Am Anfang war ja BAYDA, welche Martin und ich zusammen aus der „Wüste“ gerettet haben. Ja, ich hatte Bayda gesichtet, ja, es war meine Idee und ja ich bin froh, dass Bayda existiert und dass Sie erst vor Kurzem dem Tod entronnen ist. Ein Hund passt ja auch locker ins TWIKE … Vom Fliegen war ich eh noch nicht begeistert und somit war klar, dass ich mit BAYDA mehrfach zwischen Europa und Afrika elektrisch fahren würde. Pro Jahr war ich ein halbes Jahr in Deutschland und ein halbes Jahr in Marokko.
Nach einem längeren Deutschlandaufenthalt kam BOB in mein Wohnviertel in Marokko. Er hatte ein Autounfall und war nur noch dreibeinig unterwegs. Er hat sich über einen Monat bei mir auskuriert und im Anschluss gehörte er dazu.
SOPHIE wurde am Strand vergiftet. Man hat mich sofort angerufen, da ich mich um die Strandhunde von Agadir kümmerte. Bereits gelähmt und in Koma habe ich Sie vom Strand aufgelesen und direkt zum Tierarzt gebracht. Mit sehr viel Glück hat Sophie überlebt und konnte wieder zum Strand zu Ihrem Partner BILLY. Sophie ist die erste sterilisierte Hündin Agadirs gewesen. Als das Sterilisationsprojekt versagt hatte (kommt ein eigener Bericht hierzu), bat mich die zuständige Organisation Billy und Sophie bis zu einer Lösung aufzunehmen. Und dann waren es vier Hunde…SOPHIE lebt aktuell mit DAFFA (ähnliche Geschichte) in der Firma und bei mir kam noch SOUKY dazu. Ein Strassenhunde vom Souk, der ansonsten verblutet wäre.
Kurzum, er hat zwei Hunde, ich habe 4 Hunde. Zusammen haben wir sechs Hunde. Ich habe nach Deutschland immer BOB und BAYDA mitgebracht, egal wo ich war, ich hatte immer 4 meiner Hunde um mich herum. Schön aber es ist auch Arbeit udn vor allem eine Frage der Organisation. Wir haben in DE einen Firmenbus, konnten uns somit in DE von A nach B bewegen. Hört sich aber auch einfacher an als es ist. Aber hey, wir waren mobil und vor allem zu zweit. Einer konnte auch mal aufpassen, während der andere einen Arzttermin etc hatte. Aber in Marokko sah die Welt anders aus. Nach über 2 Jahren COVID mit 5 Grenzschließungen war ich mit 4 Hunden relativ ohne viel Aussenwelt. Doch Mobilität ist wichtig, Balance ist wichtig. Die einzige Lösung für mich von zuHause rauszukommen, ist alle 4 Hunde mitzunehmen. Kurzum, die Antwort auf die mögliche Lösung war naheliegend. Ich bräuchte ebenfalls einen Bus. Denn seit Jahren habe ich auf das geplante TWIKE 5 mit Anhängerkupplung gewartet. Hier hätte ich zwei Hunde im Fahrzeug und zwei im Anhänger transportieren können. Doch auf Grund der Finanzierungsschwierigkeiten des Projekts hat sich das Projekt von 2014 bis heute verschoben …denn eigentlich war mein Marokkoaufenthalt ja nur bis zum TWIKE 5 geplant…
Und dann haben wir endlich den Elektrobus im Oktober 2021 gefunden! Und auch Spätabends noch auf die Schnelle mit dem Notwendigsten ausgebaut. Das 220V Ladesystem funktionierte nicht und wir haben es auf die Schnelle auch nicht nicht geschafft. Denn die Zeit lief gegen uns, jeden Moment könnte Marokko wieder die Grenzen schließen. Und so war es dann auch. Eine Woche nachdem ich in Marokko eingetroffen bin, hat Marokko die Grenze für 4 Monate, die Seegrenzen sogar für 6 Monate gesperrt. Manchmal denke ich, es wäre besser gewesen ich hätte die Fähre nicht geschafft, dann wäre es vielleicht nicht zu diesem Drama gekommen…
Kurzum, wir konnten ja nicht wissen, dass Marokko die Grenzen zum 5. Mal schließt und wirklich keiner hätte es Marokko zugetraut, die Grenzen über Weihnachten zuzulassen. Somit konnte Martin nicht wie geplant an Weihnachten das 220 V Ladegerät reparieren, kurz zuvor hatten wir uns über den „10.000 Euro! Newsletter nicht einigen können, Geldmangel, es hat sich alles hochgeschaukelt und dann die durchgehende Grenzsperrung an Weihnachten. Ich saß sozusagen mit 4 Hunden an Weihnachten und Silvester fest und parallel konnten wir uns nicht aussöhnen und keine Chance aus dem ganzen Chaos mal auszubrechen. BÄNG.
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Jetzt bin ich abgeschweift. Kurzum, in den letzten Monaten bin ich nicht immer nur weitere Strecken mit den 4 Hunden gefahren, sondern habe auch immer längere Zeit im Bus gelebt während ich meine selbst gemietete Wohnung vermietet habe und weiterhin vermiete um hier finanziell über die Runden zu kommen bis ich endlich meine dreistellige Urlaubstage plus 1.5 Jahresgehälter noch ausbezahlt bekomme. Bis dato haben diese kleinen Steigerungen zu einer maximalen Reise von über 200 km geführt. Die aktuelle Reise wird uns über 1000 km weit bringen.
Die Reise in den Norden zum nächsten Sportevent, Casablanca Marathon, schafften wir problemlos in zwei Tagen. Was für ein großer Unterschied die Ladezeiten in einem Van zu verbringen als ich einem TWIKE. Während der Ladezeit kann man sich einfach hinlegen, erholen, schlafen, Internet, etc. Kurzum, es war eine angenehme Reise, wenn nur nicht diese Hitze wäre. Hier ist der eVan einfach noch nicht vollständig ausgebaut. Weiterhin fehlt uns noch eine Solarfläche, als auch der Einbau der bereits gekauften Fenster. Mühsam hatte ich hier das Geld aufgetrieben, doch letzte Woche kam eine erneute Anwaltsrechnung und das Geld war wieder weg. Somit haben wir jetzt die längere Reise in einer erneuten Hitzewelle ohne Fenster für den Durchzug als auch ohne Solaranlage für den Ventilor angetreten…Bayda geht es wieder besser doch trotzdem sollte man bei den älteren Hunden darauf achten, dass es nicht zu heiß wird. Schade! Wenn ich leide ist das eine Sache, doch die Hunde können noch weniger für das ganze Drama als ich.

In Casablanca selbst galt es somit eine ruhige Nebenstraße zu finden, wo es am Vormittag schattig war, damit ich mir während dem Lauf nicht zuviel Gedanken machen musste. Und diese fand ich auch und wir verbrachten auch in dieser Nebenstraße die Nacht. Toll, wie unauffällig wir sind mit dem Van. Er sieht einfach aus wie ein Transporter. Mit dem TWIKE war es immer sehr umständlich einen sicheren Platz zu finden, mit den Hunden im TWIKE wäre es überhaupt nicht gegangen, das TWIKE für mehrere Stunden unbeaufsichtigt zu lassen. Die Nacht vor dem Halbmarathon war gut, ich konnte sogar einige Stunden schlafen, am nächsten Morgen mit den Hunden mich warmlaufen Iaund stand pünktlich ohne Stress zum Start mich bewegen. Die Sandalen zog ich kurz vor dem Lauf aus und hatte diese im Laufrucksack verstaut. Alles praktisch und nichts Neues mehr mittlerweile. Trotzdem war die Aufregung groß. Denn keiner aus meiner Laufgruppe war vor Ort, ich kannte niemand und vor allem auch nicht den Streckenuntergrund. Wie wird der Strassenbelag der nächsten 21km sein? In den vorherigen 3 Wochen bin ich zwei Halbmarathone gelaufen…eigentlich wäre Pause angeraten
, doch Pause tut mir mental nicht gut…ich merke, dass mich diese Wettkämpfe positiv ablenken. Ich konzentriere mich hierbei endlich mal auf etwas anderes als das Drama.
Es waren über 8000 Läufer am Start, wow! Der Start war somit sehr beengt und ich war damit beschäftigt keine Schuhe anderer auf meine Füße abzubekommen. Mit Erfolg. Allerdings kam ich nur sehr langsam aus dem Pulk raus. Um eine Zeit von 1h50 zu erreichen, sollte ich jeden Kilometer in nicht mehr als 5Min20 laufen. Das ging bereits auf den ersten zwei km nicht. Im Anschluss merkte ich, dass meine Beine noch nicht ausgeruht sind und einigte mich mit mir auf 5Min30. Es wäre ok für mich, diesen Halbmarathon in unter 2h zu laufen. Sonntags früh waren noch nicht sehr viele Autos unterwegs und ich fand im Nachhinein den Lauf entspannter als den Marathon in Marrakesch bezogen auf den Verkehr. Auch den Abschnitt am Meer entlang war nett. Ab km 10 bis km 15 konnte ich das Tempo nicht mehr halten, ich hatte noch Kraft aber die Beine waren zu schwer. Aber ich war nie auf der Strecke alleine, bis zum Schluss war ich immer umrundet mit Läufern, welche allesamt sehr positiv auf meine nichtvorhandenen Schuhe reagierten.
Und dann rief es hinter mir ASAN (Name unserer Laufgruppe in Agadir). Überraschenderweise hat mich jemand aus Agadir erkannt. Im Anschluss noch eine zweite Person. Aber auch während des Laufes gab es nette Bekanntschaften. Dann kam noch ein größerer Anstieg und die letzten 5 km konnte ich nochmals Gas geben und siehe da ich lief genau mit 2h ein. Meine Fussohlen sind komplett heile geblieben und ich genoss sehr den Einlauf in das große Stadion Mohamed V. Ähnlich wie der Frankfurter Einlauf, doch anders.
Als ich zum Van zurückkam, ist alles ruhig gewesen, die Hunde weiterhin im Schatten. Was für ein Luxus in Van sich „duschen“ zu können, auf die Toilette zu gehen, in Ruhe umzuziehen etc. In Deutschland ist dies relativ normal, dass der Veranstalter das anbietet, Marokko ist hier eine andere Liga. Auch unterwegs ist man besser dran seine eigene Getränke als auch Verzerrung mitzunehmen. Es gibt lediglich Wasser, das ist für viele für einen Halbmarathon oder sogar Marathon zu wenig. Soweit das bekannt ist und man sich dementsprechend vorbereiten kann, ist es ok.
Relativ schnell sind wir aus Casablanca weitergefahren, denn heute wollen wir noch die „Wolfshunde“ treffen, welche auf dem Weg nach Mauretanien sind und ganz in unserer Nähe nochmals Ersatzteile abgepasst haben. Auf dem Weg konnten wir erstmals die schnellste Ladesäule mit 60 kW testen und waren ganz überrascht, dass der Van hierbei sogar 30 kW läd. So macht Emobilität Spass, wenn nicht nur der Weg das Ziel ist, sondern in diesem Fall das Ziel.

Minimalistischer Halbmarathon als Friedensangebot? Korrekt! Es ist mir nicht leicht gefallen, auf der Hinfahrt habe ich lange darüber nachgedacht, wie ich es alles miteinander verbinden kann. Denn das wichtigste Thema seit Monaten lautet neben meiner Resilienz auch eine Lösung für das Drama zu finden. Für ein Motto oder Support.Me zu laufen, fehlte mir einfach die Zeit als auch die Kraft zur Vorbereitung. Dann habe ich unser Team TWIKE Laufshirt im Van gesichtet. Denn bereits 2020 habe ich mich dafür engagiert, dass wir unser eigenes Laufteam bestehend aus Kollegen, Piloten aber auch Freunde erhalten. Schließlich pflegen wir ja alle anzusprechen, welche sich für einen nachhaltigen und gesunden Lebensstil (LOHAS) entscheiden. Des Weiteren sind Firmenläufe im Kommen und es gilt weiterhin auch im sportlichen und gesundheitlichen Bereich Gesicht zu zeigen, das TWIKE verdient einen größeren Bekanntheitsgrad. Besten Dank an dieser Stelle nochmals an alle Läufer des Team TWIKEs!
Kurzum, ich habe mich entschieden Gesicht zu zeigen und für das TWIKE Team zu laufen. Denn im Endeffekt haben wir ja alle das gleiche Ziel. Er, ich, das Team, unsere Piloten, Freunde und auch Unterstützter. Das TWIKE es schafft! Es wäre ein Tragödie falls nicht, doch es sieht aktuell wirklich nicht gut aus. Der 3. Quartalsbericht ist gerade rausgekommen und ich bin froh, dass ich diesen erst nach dem Lauf erhalten haben. Bis dato bereitet er mir Kopfzerbrechen und auch schlaflose Nächte. Er und andere haben sich wirklich sehr im letzten Jahrzehnt ins Zeugs gelegt, viele haben uns Vertrauen geschenkt und sehr hohe Geldsummen überwiesen. Aus Unterstützern wurden Freunde, auch im privaten. Und vor allem auch jetzt während dieses Drama. Vielen Dank auch an dieser Stelle an alle, welche mich weiterhin positiv unterstützen in meinen Friedensangeboten. Denn es gibt keinen anderen Weg aus diesem Drama heraus ausser mit Vermittlern, Konfliktmanagern etc., aber ein Gerichte werden es nicht richten und keinen Frieden bringen. Ein weiteres Thema, hier nur kurz angesprochen: Ein Gerichtsfall ist bereits eingestellt worden (hier hatte ich berichtet), doch er hat sehr empört Einspruch eingelegt. Ich bin gespannt, ob dieser Fall nochmals aufgerollt wird. Und ja, ich glaube wenn wir es nicht intern regeln, dann sollten wir es transparent gegenüber allen machen. Denn in dieser wichtigen Phase des TWIKE hilft nur Transparenz, und solch ein Drama wirft uns zurück. Ich bin weiterhin dazu bereit, Entschuldigungen zu akzeptieren, doch muss in irgendeiner Form, das unnötige Leid der letzten Monate wieder ausgeglichen werden. Ein Bericht hierzu folgt.