Rückblick Gerichtstermin 11. April. NICHT.

Korrekt, da war doch noch etwas Wichtiges. Und wenn es nicht so ernst und wichtig wäre, würde ich gerne darüber lachen können. Doch dieser Tag kommt noch. Bestimmt.

Ende Februar 2022. Der Tag an dem die vorgegebenen 21 Tage des Gesetzgebers zur Einhaltung des Kündigungsschutzgesetzes am Auslaufen war. Bis zu diesem Tage hatte ich an die Vernunft meines Arbeitgebers bezogen auf seine „emotionale Kündigung“ geglaubt. Nach 10 Jahren 200 Prozentiges Arbeiten, ohne Wochenende und bis tief in die Abendstunden, ohne Urlaub und durch 7 Jahre Scheinselbsständigkeit auch dieser Zeitraum ohne Renten- und Sozialversicherungsbeiträgen.

Ach, was durfte ich mir von Aussenstehenden das letzte Jahr bis hin zum heutigen Tage anhören lassen. Ich hätte mich ausnutzen lassen, ich wäre zu nett gewesen etc. Und wenn es zu den fehlenden drei Jahresgehältern kommt, auf die ich bis zu einem späteren Zeitpunkt verzichtet habe, ernte ich nur ungläubige Gesichter. Recht auf Wochenendzuschläge? Feiertagszuschläge? Kilometerpauschale? Reisekosten? Etc etc. Kurzum, ich war und bin in meiner eigenen Blase unterwegs gewesen. Diese Themen waren mir nicht wichtig. Das einzige was gezählt hatte, war das Versprechen an unsere Geldgeber den angekündigten Start of Production Termin für das jeweilige kommende Jahr einzuhalten. Und die Hunde. Das war das einzige was in unseren beiden Köpfen gezählt hatte.

Nachdem bis Februar 2022 die Grenzen zu Marokko gesperrt waren, konnte ich erst im Februar 2022 mich in das Flugzeug setzen. Feedbackgespräch war angesagt, denn ohne Kommunikation ist kein konstruktives Arbeiten mehr möglich. Und letzteres ist mir wichtig, denn hatten wir den SOP erneut kurzfristig auf Sommer 2022 angekündigt. Ich war dagegen! Seit 2016 klappen diese jährlichen unrealistischen Ankündigungen bereits nicht. Ich habe und werde mich weiterhin für Transparenz und Ehrlichkeit gegenüber unseren Geldgebern einsetzen, zumindest denen gegenüber, welche und seit 2016 beachtlicherweise immer noch vertrauen. Ach ja, und der SOP hat auch erneut nicht für Sommer 2022 geklappt und auch die Ankündigung für Sommer 2023 scheint ohne bisher fahrbaren Prototypen nicht realisierbar zu sein.

Bitte mich jetzt nicht falsch verstehen. Auch ich bin immer noch vom Markteintritt des TWIKE 5 überzeugt! Doch stelle ich das wann, wir und unter welchen Bedingungen und vor allem mit welchem Team stark in Frage.

Bei Ankunft in der Firma wurde mir durch einen Kollegen einen Stapel Post überreicht und einer der Briefe war von ihm. Selbst die Gewerkschaft meinte, dass dieser Brief eigentlich aufgehängt gehört! Denn noch kürzer kann ein einseitiger Abschied, ohne Begründung, nicht formuliert werden.

Während die andere Seite wohl mehr Vorlaufszeit hatte und einen laut Fokus besten Arbeitsrechtler an seiner Seite hatte, konnte ich am Tag 21 lediglich den Anwalt auswählen, welcher kurzfristig noch einen Termin am selbigen Tag frei hatte.

Anstatt Worte flossen nur Tränen. Er reichte mir Taschentücher und das durchweichte Schreiben war ausreichend, um eine Klage zu formulieren. Meine erste Klage.

Ich wurde zur angehenden Rechtsexpertin. Während wir uns nach außen größer machen was die Anzahl der Mitarbeiter angeht, werden offiziell von der anderen Seite lediglich 7.5 Mitarbeiter angegeben. Ich bleibe bei 12 Mitarbeiter, vor Gericht hat der Richter im Anschluss 9.5 Mitarbeiter im festgelegt. Auf Basis der mir vorgelegten Unterlagen. Denn ich stehe in der Beweislast. Doch warum wurden denn bereits zu Beginn mind. 2 Mitarbeiter unterschlagen? Nur ungern möchte ich meine Kollegen ankreiden. Doch da diese ebenfalls wie ich keinen Kündigungsschutz haben, würde ich uns damit allen etwas Gutes tun. Denn durch das auf dem ersten Blick „Ankreiden“ würde ich uns allen zu einem verdienten und uns zustehendem Kündigungsschutz verhelfen.

Der nächste Gerichtstermin wurde auf den 12. April 2023 verlegt. Ein Flug nach Deutschland reicht mir hierfür nicht aus. Denn vor dem Arbeitsgericht gewinnen meistens die Arbeitnehmer und meine Chancen sehen gut aus. Bei Gewinn wäre ich sofort eingestellt und müsste theoretisch am Folgetag wieder arbeiten. Natürlich würde die andere Person, sofern diese in der Zwischenzeit nicht an sich gearbeitet hat auf der Lauer nach einem erneuten Kündigungsgrund liegen. Denn aus betrieblichen Gründen (leider hat das letzte Crowdfunding erneut nicht funktioniert) würde meine Kündigung durch ein soziales Punktesystem nicht funktionieren. Schließlich bin ich bereits seit über 10 Jahren dabei. Da werden bereits die neuen Kollegen nervös. Kurzum, ich habe mich bereits mit den Hundies auf eine 3000 km elektrische Heimfahrt begeben, als die Nachricht des Gerichts eintraf. Verschiebung des April Termines auf August. Ich war geschockt und ich war nicht alleine in diesem Moment. Doch könnte man mich in diesem Zustand alleine fahren lassen? Ich hatte das Gefühl, dass ich keinen weiteren Tag mit diesem „Kasperletheater“ mehr aushalte. Es greift dermaßen meine Gesundheit an. Bluthochdruck etc. Begriffe, mit denen ich vorher nicht vertraut war. Doch nach einem Jahr enormen Stress schreit mein Körper mittlerweile auf. Einen weiteren Stresssommer konnte ich mir nicht vorstellen und mein Körper rebelliert. Und wie es sich im letzten Jahr herausgestellt hat, ist die Kommunikation des Unternehmens ohne Kommunikationsposten auch nicht besser geworden. Wir haben dennoch zwei bleibende Gemeinsamkeiten: Die Hunde und das Projekt TWIKE 5.

Natürlich habe ich mich wieder gefasst und habe die lange elektrische Reise angetreten. Und mittlerweile bin ich wieder ganz optimistisch, dass wir eine Lösung unter Erwachsenen bis August finden werden.

Wie bereits berichtet kam es zum 9. Mediationsversuch. Nicht. Denn es war lediglich mein erster April Blogartikel.

Es führen viele Wege nach Rom. Aber ganz bestimmt nicht derjenige, dass ich erst den Gerichtstermin fallenlasse bevor es zur versprochenen Mediation kommt. Diese „Zusatzbedingung“ kam erst nachdem ich alle anderen Bedingungen für eine Mediation erfüllt hatte. Du verstehst es nicht? Ich auch nicht. Und das macht mir Sorgen! Die Verwirrtheit und unverständliche Aussagen als auch unrealistische Versprechen der anderen Seite sind mehr als auffällig. Ich würde gerne helfen die Wogen zu glätten. Doch bei jedem Schritt den ich auf ihn zumache, fühlt er sich noch mehr in die Ecke gedrängt. Doch die Lösung kommt nicht durch Däumchendrehen.

Ich frage mich immer noch, ob ich im falschen Film die Hauptdarstellerin bin. Doch es ist kein falscher Film. Es ist nicht mal ein Film. Es ist Realität.

Vorheriger Beitrag
Hinterlasse einen Kommentar

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

%d Bloggern gefällt das: