Wer hätte es gedacht! Im Frühjahr beschloss unser Verein in Agadir erstmals auch die Abteilung Triathlon hinzuzunehmen. Anlass hierfür war unter anderem auch die Austragung der Afrikanischen Triathlon Championschip diesen Sommer in unserer Stadt. Auch ich wurde gefragt, ob ich Interesse hätte, aber ehrlich gesagt, war ich noch nie so richtig intensiv mit dem Schwimmen und Fahrradfahren kann ich zwar, auch Rennradfahren, doch habe ich das nie irgendwie für ein Rennen trainiert. Und der weitere Faktor war, dass der Triathlon im September stattfinden sollte…da bin ich normalerweise in Deutschland bzw. auf der elektrischen Fahrt von Deutschland nach Marokko. Kurzum, kam für mich im Frühjahr nicht in Frage, des Weiteren muss auch erstmal das von den anderen Seite „künstlich“ herbeigeführte Drama beendet werden. Und für eine Teilnahme an einen Triathlon braucht es ein gut strukturiertes Training vor Ort mit einem Team. Mein Plan war Ende Juni mit dem eVan nach Deutschland aufzubrechen um pünktlich im Juli zu einem Termin vor dem Arbeitsgericht zu erscheinen.
Doch dann kam alles etwas anders. Dadurch, dass ja ohne mein Wissen bereits Mitte März die Versicherung für den Bus nicht verlängert worden ist (absichtlich oder schlicht vergessen? Anderer Blogbeitrag), bin ich im April erstmal ohne dieses Wissen ohne Versicherung weiter damit gefahren. Als der Bus dann offiziel (wurde ja bereits von mir gekauft) in meine Hände ging, kam die große Entdeckung, dass man mich bereits einen Monat ohne Versicherung fahren lies. Und nicht jede Versicherung versichert für Marokko und schon gar nicht, wenn man selbst seit 10 Jahren kein Fahrzeug mehr versichert hat.
Kurzum, ich bekam keine Versicherung, die andere Seite wollte sie nicht weiterzahlen (auch nicht wenn ich bezahle), und so blieb mir nichts anderes übrig, als ohne offizielle Versicherung in Marokko weiter zu fahren. Doch eine Grenzüberfahrt ohne Versicherung war für mich nicht möglich. Somit hat man es geschickt verhindert, dass ich mit den Hunden über längere Zeit nach Deutschland komme. 1:0 für die andere Seite…aber ich nehme stark an, dass das noch ein Nachspiel hat vor Gericht…denn eine Versicherung abzumelden ohne Bescheid zu sagen …. Dass sollen die Anwälte klären bzw. Thema der Mediation.
Also blieb ich in Marokko und nahm am Triathlontraining teil. Ich hatte natürlich auch keinen Triathlonanzug mitbestellt, doch in letzter Minute gab es auch noch ein „übriggebliebener“ für mich.
Und das Triathlontraining hat mir mega geholfen. Wir hatten 7 Tage die Woche Training, manchmal auch zweimal täglich. Ich war wieder so richtig müde, hatte wieder ein Hungergefühl, besser geschlafen und es ging hauptsächlich um essen, schlafen, trainieren und Hunde und nicht zu vergessen Gerichte, Mediationen, Anwälte etc. Der Sport war und ist mein Kanal zum Dampfablassen geworden. Während eines Deutschlandaufenthaltes fand ich auch ein gebrauchtes Rennrad, denn diese sind nur schwer in Marokko zu bekommen und auch ein Grund, warum nicht alle Frauen unseres Vereins teilnehmen konnte.
Der Verein meldete mich im marokkanischen Verband an und wir hatten grünes Licht bis zur letzten Minute, dass ich für Marokko starten dürfte, da es sich ja um einen internationalen Triathlon handelte. Erst in letzter Minute wurden wir informiert, dass das nicht ginge und ich hätte eine Woche Zeit mir einen deutschen Verein zu suchen, welcher mich dann im deutschen Triathlonverband registrieren müsste. Ui! An dieser Stelle besten Dank an das Team Erdingeralkoholfrei für die Aufnahme und an den Verband. Das hat alles innerhalb von drei Tagen geklappt!
Das Training verlief ok. Aussetzer hatte ich immer, wenn mal wieder eine Mediation abgesagt wurde bzw. Ich in Deutschland vor Gericht anwesend sein musste, bzw. wenn die Firma sich wieder einen Ausrutscher leistete. Und dann zwei Wochen vor dem Triathlon hat BAYDA noch schlapp gemacht und sie hatte Priorität. Zwei Tage vor dem Triathlon erfuhr ich von einem Event der Firma, welches so nicht abgemacht wurde…kurzum, der negative Stress nahm zu und ich wurde krank. Doch ich liess nicht locker auch wenn die zwei Tage vor dem Triathlon noch durchgefiebert habe und auch nicht mehr zum Training ging.
Am Triathlontag regnete es. Es regnet hier fast nie! Wir haben Ärzte bei uns im Team und ich wurde noch vor dem Lauf versorgt. Mit dem Ehrenwort abzubrechen wenn es nicht mehr ging, zog ich mein Trikot an und hoffte, dass mich das Adrenalin aufputschen würde. Ähnlich wie bei meinem 50 km Traillauf letzten Sommer beim Burgwaldmarathon. Und es funktionierte.
1.5km Schwimmen standen zuerst an. Ich wusste, dass ich nicht 100 Prozent meiner Kräfte habe und wusste, dass ich mit Brustschwimmen ähnlich schnell schwamm als mit Kraul, dafür aber effizienter. Somit entschied ich mich für Brustschwimmen und war somit bei jeder Disziplin eine Ausnahme. Beim Schwimmen die einzige mit Brust, beim Radfahren die einzige in Sandalen, beim Laufen die einzige ohne Schuhe. Korrekt, was für mich gut ist, muss nicht für andere gut sein, doch ich muss auch nicht dass machen, was die anderen machen. Jeder macht sein Ding im legalen Bereich und ich fühle mich gut mit dem wie ich das mache und es ist mir auch erlaubt.

Das Schwimmen war ok. Ich versuchte es ruhig anzugehen, da ich ja nicht wusste, ob ich überhaupt die Kraft habe es durchzuhalten. Nach 750m ging es zurück zum Strand, kurzer Lauf um die Boje und zur zweiten Runde. Ich fühlte mich ok. Ich hatte ein Mädel direkt vor mir, doch hierzu keine Energie daran zu denken auf Überholmanöver zu gehen. Mein Ziel war mich selbst ans Ziel zu bringen.
Nach dem Schwimmen gab es ca. 200 m zum Laufen bevor man den Transitbereich erreichte. Da merkte ich bereits, dass ich k.o war. Zum schnellen Laufen reichte es kaum noch. Beim Transitbereich versuchte ich mich zu konzentrieren. Als erstes den Helm auf. Dann den Laufgürtel, dann die Sandalen. Und los! Nach der grünen Linie durfte ich aufs Fahrrad steigen. Es regnete aus allen Kübeln und ich sah bereits kaum was durch meine Brille. Vorsichtig fahren, nicht bremsen, bei den Kreisverkehren langsam machen. Immer mal wieder hat mir jemand Helm zugerufen. Mmh, ich hatte ja meinen Helm auf, geschlossen war er auch…doch dann merkte ich es. In der ganzen Aufregung hatte ich vergessen die Badekappe auszuziehen. Beim Triathlon gibt es strenge Regeln und allerlei Strafpunkte für die kleinsten Fehler. Ich war am überlegen irgendwo kurz anzuhalten um die Badekappe in den nächsten Graben zu werfen, hatte aber Angst disqualifiziert zu werden, wenn ich vom Fahrrad absteige und dann noch den Helm abziehe. Es fuhren die ganze Zeit Kontrollmotorräder rauf und runter. Gut, dann habe ich während den 40 km versucht die Badekappe immer weiter in den Helm reinzuschieben…was auch irgendwie geklappt hat. Ich bin 100 Prozent auf den Regen konzentriert und dachte an nichts anderes mehr. Ich versuchte dennoch in meiner angestrebten Zeit unter 1h30 zu bleiben, was mir auch einigermaßen gelang. Und dann ging es auch bereits in die Transitzone.
Mit dem Fahrrad im Regen zu rennen ist gar nicht so einfach. Schnell Helm aus, und zwar so, dass man nicht sah, dass ich die Badekappe noch drin hatte, Nummernschild nach vorne, Sandale aus, was trinken, Trockenobst in Mund und Hände und los. Korrekt, direkt vom Rennradfahren in den Laufschritt, auch das ist nicht einfach für die Beine. Die erste Runde gelang noch gut unter einem 5er Schnitt. Barfuss im Regen ist auch nicht ganz so einfach, ich bin hochkonzentriert. Doch ich merke, dass ich krank bin. Ich schaffe das Tempo unter 5 min / km nicht zu halten. Dann steht mein Trainer auf einmal auf der Seite und brüllt mich an, warum ich es nicht mehr auf 4 min 40 schaffe. Und ich denke nur, wow, wieso feuerst Du mich an und bist nicht selbst noch am Laufen. Zwei Möglichkeiten, entweder ich bin viel zu langsam und er bereits am Ziel (denn die Männer sind 15 Minuten vor uns gestartet), oder er ist disqualifiziert worden. Letzteres war dann der Fall. Er ist beim Fahrradfahren gestürzt und das Rennrad wurde hierbei beschädigt.
Kurzum, ich war eigentlich gar nicht so schlecht in der Zeit und überholte auch noch einige Männer. Die Frauen konnte ich nicht einschätzen, wer vor oder hinter mir war. In der dritten Runde fing mein rechtes Bein an wehzumachen. Das hatte ich noch nie und so kurz vorm Ziel wollte ich mir kein AUs erlauben, also Tempo reduzieren und einfach irgendwie ins Ziel kommen. In der vierten Runde ging es wieder besser und ich konnte nochmal alles geben und mit einem tollen Sprint ins Ziel einlaufen. 3h12! Wahnsinn. Und ich hatte mir bereits ausgerechnet, dass es toll wäre bei meinem ersten Triathlon mit 3h30 ins Ziel zu kommen. Und dann gilt ja noch den Vorsprung der Männer abzuziehen. Kurzum meine offizielle Finisherzeit lautet: 3h01 !!! Das ist einfach Mega! Mit Erkältung, Starkregen etc! Ich bin total geflashed.
Es war wohl die ganze Ambiente, aber auch die tolle Gruppe. Der gesamte Verein war da zum Anfeuern und ich merkte einfach wie gut mir das mit dem ganzen Drama tat. Auch wie sehr mir es fehlt in einem Team zu sein, wo alle füreinander da sind und sich füreinander einsetzen. Nach sovielen Jahren ohne richtiges Sporteam noch Arbeitsteam.
Wenn ich etwas positives aus dem aktuellen Drama mitnehme, dann ist es definitiv, dass es mich zur Triathletin gemacht hat. Die olympische Distanz (1.5km Schwimmen, 40km Rad, 10 Laufen) ist definitv meins. Die Sprintdisziplin wäre mir wohl zu schnell. Meine Fähigkeit liegt mehr in der Ausdauer. Unser Team möchte sich auf den IRONMAN 70.3 vorbereiten. Und nun bin ich sozusagen angefixt. Ich möchte auch! Das wäre dann für 2023 1.9 km Schwimmen, 90 km Radfahren und 21 km Laufen.
Doch wie bekomme ich es in mein Plan für 2023 unter? Kann ich denn überhaupt bereits einen Plan machen? Anbei Plan A, B und C
Plan A: Mediation regelt Arbeitsverhältnis. Alles andere ist dann mit dem Arbeitgeber zu besprechen.
Plan B: Gericht regelt Arbeitsverhältnis im Frühjahr 2022. Erst dann Plan wie es weitergeht.
Plan C: Elektrische Fahrt ins südlichere Afrika plus parallel Schreiben des Buches twikingfuture.
Plan D: In Agadir bleiben, auf Triathlon trainieren, plus Schreiben des Buches twikingfuture.
Alle vier Pläne lassen sich eventuell kombinieren, in dem ich erstmal losfahre und bis April wieder zumindest in Marokko angekommen bin. Das hieße, dass ich im Februar wieder umkehren müsste…
Die nächsten Schritte heißen nun aber erstmal Deutschlandabstecher, laufende Gerichtsprozesse, neue Gerichtsprozesse, Mediation und vor allem BAYDA gesund zu bekommen.
Daumen drücken! Denn eigentlich war es so angemacht, dass die Mediation vor Ort direkt nach dem Triathlon beginnen sollte, so dass es einen fließenden Übergang gibt und ich keine „Lücke“ habe. Bis dato sind wir aber noch nicht soweit, so dass alles wieder ganz leicht eskalieren kann, in dem ich sehe, dass die Mediation für die andere Seite keine Prio hat, diese sich aber gleichzeitig „aufregt“, wenn immer mehr über die Firma und das Fahrzeug von meiner Seite bekannt wird…denn ich setze weiterhin auf Transparenz und Ehrlichkeit innerhalb der Community als auch in der Aussenkommunikation und möchte das auch weiterhin so beibehalten dürfen. Deshalb braucht es hier dringend eine Mediation, wie wir auch bezüglich Arbeiten weiter machen können, bezüglich eines Statements nach aussen. Von meiner Seite hatte ich ebenfalls viel an Gesundheit und auch Ausgaben eingebüßt, und könnte verzeihen wenn hierbei die letzten 6 Monatsgehälter bezahlt werden (wäre bei einem Gewinn vor Gericht ebenfalls so üblich), plus die fehlenden drei Jahresgehälter, plus die 100 Urlaubstage plus mehr Verantwortung im Job plus eine Mediationsausbildung. In meinen Augen ein faires Angebot, doch das ist nur meine Sichtweise. Ich bin gespannt, wie es weitergeht. Doch mein Angebot halte ich auf jeden Fall für einen Versuch wert. Da sich das neue Fahrzeug jedoch immer noch um ein bis zwei Jahre verschieben kann, gilt auch mit Hilfe eines Coaches zu versuchen wieder ein Team zu werden. Das hatten wir zuletzt 2016. Da waren wir noch eine richtige Mannschaft. In den letzten 5 Jahren wurde viel reduziert bzw. Einige sind gegangen, so dass wir uns nicht mehr wirklich als Team bezeichnen konnten und erst recht kein Teamgefühl mehr aufkommen konnte bzw. Kam. Ich bin weiterhin zuversichtlich. Es ist ganz bestimmt nicht einfach für die andere Seite mit einer sterbenden Mutter, einer Schwester, welche eher kontraproduktiv ist, einem sich dauernd streitendem Bruder und parallel mit Millkonen von Euro an Schulden und einem hohen Risiko das alles auf zwei Schultern alleine zu stemmen. Die Konsequenz ist, dass man sich komplett vom sozialen Netz zurückzieht und sich nur noch 7 Tage von morgens bis spätabends für das eine Thema interessiert. ….das kann über die Jahre nicht gut gehen und ging auch nicht gut. Jetzt müsste zusammen der Wendepunkt erreicht werden. Doch dass müssen beide wollen und dazu brauchen wir den Mediator.
Mir hat der Triathlon gezeigt, dass es zu unerwartenden Leistungen kommen kann, wenn ein Team zusammenhält und sich gegenseitig motiviert. Ich sehe hierbei keinen Unterschied zur Arbeit. Unsere Arbeit hat ebenfalls etwas mit Hoch und Tiefs und vielen Emotionen zu tun und ist bestimmt kein 0815 Job und auch nicht von 8 bis 17 Uhr Job. Auf gutes Gelingen!