ANREISE
Was für eine Anreise. Nach einer tollen Nacht in der Oasis von unseren eRallye RIVE Maroc Partner Ecolodge Palmeraie Ouarzazate ging es ca.160 km weiter nach Zagora in die Wüste. Bei der Ecolodge gilt es noch zu erwähnen, dass unser Rallye Ladepartner kilowatt.ma 1A Arbeit geleistet hat. Neben den beiden Rallye CEE Steckern gibt es nun auch eine Typ 2 Lademöglichkeit.


Da ich mich noch mit dem Besitzer und mittlerweile sehr guten Freund Adel verplaudert habe, kam ich erst gegen 16 Uhr los und kam dementsprechend erst im Dunkeln in Zagora an. Da kein Strom für die Weiterfahrt am nächsten Tag nötig war, versuchte ich einen guten Stellplatz in der Palmerie zu finden. Doch das hat nicht so wirklich geklappt. Ich fuhr somit aus der Palmerie heraus und kurze Zeit später von der Strasse runter. Um so schöner war es dann, dass ich am nächsten Tag direkt vor einer großen Sanddüne aufgewacht bin. Was für eine Freude bei Hundies und bei mir.

Kurze Zeit später kam dann das Treffen mit dem RIVE Maroc Team 2020 aus Berlin vor Ort zustande. Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden und gemeinsam gab es Abends dann noch eine kleine Pasta-Feier. Denn Jörg hat sich kurzfristig entschlossen, ebenfalls die 26 km beim Wüstentrail mitzulaufen.

Kurze Info: Es gibt die Möglichkeit 14 km, 26 km oder 52 km zu laufen. Letzteres ist zweimal die gleiche 26 km Runde, laut Veranstalter soll es bei höheren Teilnehmerzahlen aber wieder eine eigene 52 km Strecke geben. Dieses Jahr sind leider nur knapp über 10 Teilnehmer für diese Ultrastrecke am Start, das hätte jegliche organisatorische Kapazitäten gesprengt.
Tagsüber holten wir uns unsere Startunterlagen und wurden bereits mit einer großen Schachtel „Riesendatteln“ aus der Region plus einer sehr edlen Medaille überrascht. Der eVan scheint zum Souvenirbus zu werden:-)

Etwas ungläubig haben wir ausgeschaut, als es hieß, dass wir uns über die Wegmarkierungen keine Sorgen machen sollten. Denn ALLE 20 m gebe es eine Markierung. Natürlich haben wir beide das sehr stark bezweifelt, sollten aber am nächsten Tag sehr positiv überrascht werden. Denn in der Tat! Auf den gesamten 26 km gab es alle 20 m eine Wegmarkierung. Ist das nicht verrückt?
Natürlich hat mich auch mein erstes reales Treffen mit dem „Roi de désert“ LAHCSEN AHANSEL sehr gerührt. Wer die Laufgeschichte des mehrfachen Gewinners des Marathon de Sables noch nicht kennt, dem kann ich nur sehr ans Herz legen zumindest über WIKIPEDIA sich einen kurzen Überblick (über seinen Bruder) zu verschaffen. Ein tolles Interview über seinen Bruder Mohamed hat DER SPIEGEL bereits in 2014 verfasst.
RACE TAG
Um 6:30 klingelte der Wecker. Es war noch stockdunkel inmitten der Palmerie, wo wir untergekommen sind. Ich gönnte mir den Luxus einer heißen Dusche um wach zu werden. Die Sonne ging auf und es herrschte eine sehr friedliche und angenehme Stimmung. Ich freute mich auf den heutigen Tag. Mit dem Elektrobus ging es Richtung Start. Doch ein kurzer Espressostopp musste vorab sein. Mein einziges „Doping“.

Bis gestern war ich mir immer noch nicht sicher, ob ich mit Sandalen oder mit Schuhen laufen sollte. Denn folgendes Bild kursiert durch das Netz was mich verunsichern ließ. Deshalb packte ich gestern Abend kurzerhand meine Laufschuhe in den Rucksack und zog heute früh meine Laufsandalen an.

Beim Ankommen an den Startpunkt herrschte bereits hektiges Treiben. Zahlreiche Läufer waren bereits am Aufwärmen. Doch zuerst hieß es noch die vier Hundies einige hundert Meter weiter frei laufen zu lassen. Die Uhr zeigte mittlerweile 8h15 an. Um 08:30 sollte es los gehen. Nach einem Schattenparkplatz sah es erstmal nicht aus. Doch Team BERLIN hatte mir gestern noch zwei zusätzliche Ventilatoren mitgebracht. Ich hoffe es reicht aus. Da mir mein Arbeitgeber leider immer noch einiges an Geld schuldig ist, hat es leider immer noch nicht für eine Solarfläche auf dem Dach inklusive Innenkühlung gereicht. Gerade bei solchen Angelegenheiten ärgere ich mich immer noch darüber, wie sehr ich doch anscheinend hier wegen aktueller finanzieller Probleme ausgenutzt werde.
Kurzum, um 08:29 schaffte ich es an den Start. Sehr überrascht war ich, als dann ebenfalls zeitgleich noch ein Bus mit ca. 50 Läufern eintraf. Bekannte Gesichter, der Bus kam aus Agadir. Ebenfalls wurde ich auf eine kleinere Laufgruppe bestehend aus Schweizern und Deutsche aufmerksam.
Der Startschuss fiel. Nur knapp 1 km dauerte es bis wir zu dem von mir gefürchteten „Steineanstieg“ des Hausberges gelangten. Doch es war alles halb so schlimm. Denn alle vor mir fingen an vom Lauf- ins Marschtempo zu wechseln und somit war es kein Problem mit den Sandalen.

Die eigentliche Herausforderung für Sandalenläufer kommt im Anschluss, beim Bergablaufen. Hier geht es doch über einiges Geröll und Konzentration ist gefordert. Demzufolge kam der Panoramablick runter ins Tal etwas zu kurz.

Nach ca. 8 km (?) kam sie auch bereits, die erste Verpflegungsstelle. Wie bereits angekündigt gab es bei der ersten Verpflegungsstelle „nur“ Wasser, die zuckerhaltigen Getränke sollten dann bei den nächsten Versorgungen vorhanden sein. Ich selbst war froh, dass ich für den Anstieg bereits meine eigenen Getränke dabei hatte. Kleiner Tipp: Für die 52 km Ambitionierten, unbedingt hier eigene Getränke mitnehmen, denn Ihr lauft diesen Berg ja zweimal hoch. Und von der letzten Verpflegungsstelle der 26 km Runde bis zur ersten sind es dann doch gute 10 km, und das bei Mittagshitze!
Für die 14 km geht es an der ersten Verpflegungsstelle nach Rechts, alle anderen zweigen hier nach links ab. Nach einem knappen km wurde die Strasse erreicht. Für Sandalenläufer ist es nun wieder einfacher und es kann auch wieder etwas an Tempo angezogen werden. Doch nur ca. 1 km später geht es bereits wieder rechts ab ins „Geröll“. An dieser Stelle erneut eine kleine Anmerkung: Wir befinden uns in einem Schwellenland. Die Unterschiede zwischen der ländlichen einfachen Bevölkerung und den Herkunfsländern der meisten europäischen Läufern sind enorm. Es befinden sich dann doch alle 300 m kleine Gruppen mehr oder weniger „verwahrlosten“ Kinder mit der Anfrage nach Geld oder Kugelschreibern. Doch alles harmlos. Nett lächeln und weiter. Das ein oder andere Kind läuft noch ein paar Meter hinterher und dann ist aber auch gut. Nach einem erneuten kleinen Anstieg dann eine längere ebene Geröllebene.

Für Sandalenläufer aber machbar, wenn auch weiterhin etwas an Tempo rausgenommen werden muss. Eine Strasse gilt es zu überqueren und dann kam wohl der beste Verpflegungsstand ever:

Hier gab es nicht nur gekochte Eier, Trockenobst inklusiver lokalen Datteln, aber auch den „marokkanischen Whiskey“. Und es stand eine Fantaflasche auf dem Tisch. Endlich! Durstig nach Zuckergetränk hatte ich diese Flasche bereits in meinen Händen um meinen eigenen Trinkvorrat aufzufüllen, als auf einmal ein „Nein-Schrei“ mich zum Innehalten bewegte. Das wäre keine Fanta. Aha! Ja, korrekt, außen Fantabeschriftung, Inhalt aber Olivenöl. Uups, na, das wäre wohl runtergegangen wie Öl…wir mussten alle herzlich lachen.

Weiter ging es durch ein traditionelles Lehmdorf, bevor es dann in die Oasis reinging. Das ist ohne Zweifel für Barfussläufer der beste Teil um wieder Geschwindigkeit aufzunehmen und vor allem die Aussicht als auch den Schatten zu genießen. Auch die Bewohner der Oasis sind sehr freundlich und zuvorkommend.

Im Anschluss kommt erneut eine Verpflegungsstelle. Diesmal mit den gewünschten Zuckergetränken. Hier werde ich darüber informiert, dass ich zweite Frau sei und dass die erste Frau nicht weit vor mir sei. Na dann! Auf gehts! Ich merkte wie meine Beine schneller wurden. Doch nun ging es in den Sandpart über. Wunderschön und der Vorteil der Sandalen ist definitiv, dass der Sand zwar vorne reingeht aber auch hinten wieder raus. Der ein oder andere Schuhläufer, hat doch sehr viel Sand mit ins Ziel gebraucht bzw. musste seinen „Schuhsandkasten“ mehrfach unterwegs leeren.

Am Horizont erblickte ich endlich eine Person mit weißem T-Shirt. Es könnte durchaus eine Frau sein. Es lagen noch ca. 5 km vor mir bis zum Ziel. Wenn ich mich nun zu sehr verausgabe und die erste Frau das merken sollte, dann hätte ich nicht mehr die Kraft ein höheres Tempo in diesem Sandkasten bis zum Ende durchzuhalten. Also langsam aufholen. Doch zu meiner Überraschung wurde die erste Frau immer langsamer. Das war das Zeichen wieder an Tempo anzusetzen. Kurz hinter ihr merkte ich, dass es durchaus auch ein Mann sein könnte. Ich holte auf gleiche Höhe auf. Es war definitiv ein Läufer und keine Läuferin. Komplett aus der Puste erzählte ich ihm diese Geschichte und auch er musste lachen. Er kam ebenfalls aus Agadir und wir spornten und die letzten 4 km gemeinsam an. Und ich las bereits in einem anderen Artikel, dass am Schluss noch eine große Sanddüne kommen sollte. Die Kraft hierfür liess dann doch ziemlich nach und schwups waren wir auch schon auf der Teerstrasse in Zagora. Kurzum, die gigantische Düne gab es wohl mal in einem vorherigen Lauf auf den 52 km.
Mit Stolz und Freude lief ich in das Ziel ein. Die erste Frau habe ich zwar nicht mehr erreichen können, dennoch freute ich mich sehr über meine 3h30 Zeit und meinen ersten Sahara Trail überhaupt. Doch am meisten freuten ich mich, dass ich es geschafft habe diesen Trail in Sandalen zu laufen. Wirklich alle, inklusive der Veranstalter haben mir zuvor davon abgeraten. Deshalb habe ich unter anderem auch das erste Mal meine Laufschuhe auf den Rücken geschnallt. Am Ziel gab es eine 1.5 l Wasserflasche und eine weitere tolle Medaille. Und dann gratulierte man mir zur ersten Frau des 26 km Laufs. Wie jetzt? Genau! Die angebliche Läuferin vor mir gehörte wohl zur 52 km Runde. Ich erzählte meine Geschichte und alle lachten.

Dann aber schnell zum Elektrobus. Dieser stand in der prallen Sonne mit den vier Hunden drin. Die Größe hat den Vorteil, dass es doch einige Zeit braucht, bis das Fahrzeug sich im Innenraum komplett erhitzt. Ich hatte selbstverständlich einen Fenstersonnenschutz plus die 2 Ventilatoren. Dennoch war es bereits ziemlich heiß im Fahrzeug, doch den Hunden ging es gut. Ich drehte kurz eine Runde mit Ihnen und ging zum Ziel zurück.
Hier sollte die nächste Überraschung folgen. Der Kameramann kam auf mich zu. Nein, nicht für ein Interview, sondern um mich als Freund zu begrüßen. Ach wie klein ist die Welt! Said hatte bereits die erste Erallye für uns gefilmt und wir haben uns mehrfach in Marokko bei den unterschiedlichsten Events getroffen. Heute war er für den arabischen Fernsehsender AlJazeera vor Ort und kam mit der Idee auf, das Rallye Team Berlin zu interviewen, welche ja mit dem Elektrofahrzeug von Berlin bis zum Sahara Trail gefahren sind. Top!

Im Anschluss stellte sich heraus, dass Said auch ein guter Freund des Veranstalters ist und ebenfalls diesen jährlich mit Videos unterstützt.
Dann kam auch Jörg ins Ziel. Wir hatten uns bereits etwas Sorgen gemacht, doch alles gut. Auch er fand den Lauf einmalig und war erneut sehr erfreut, dass er „zufällig“ auf diesen Lauf aufmerksam wurde. Das freute mich natürlich als Ideengeberin ebenfalls.
Gemeinsam ging es zur Unterkunft zurück. Duschen, Ausruhen und um 16 Uhr ging es wieder zur Siegerehrung. Diese fand zwar erst gegen 17 Uhr statt, da die 52 km Läufer doch noch nicht alle im Ziel waren und ein wichtiger „Offizieller“ ebenfalls noch für die Siegerehrung erwartet wurde. Wir nutzten dieses Zeit um uns mit der deutschen Laufgruppe über die Erfahrungen während des Trails auszutauschen.
Dann ging es los. Die besten drei Läufer/Innen der drei unterschiedlichen Laufstrecken bekamen jeweils einen mächtigen Pokal in Form der Hand von Fatima. Auch alle Läufer, die die 52 km beendet hatten. Wirklich alle? Nein, ein Pokal stand noch auf dem Tisch, als der Veranstalter sich bereits bei allen Teilnehmern bedankte. Und ich stand noch da ohne Pokal. Nach einigem Zögern habe ich mich dann doch gemeldet. Lahcen war es höchst peinlich und innerhalb von Sekunden waren alle Kameras etc. wieder aufgebaut und mir wurde feierlich mein Pokal überreicht. Als erste Frau der 26 km ins Ziel, aber auch als einzige Frau! WOW! Das hat mich doch etwas erstaunt, denn es gab doch mehrere Frauen im Teilnehmerfeld. Diese sind aber alle entweder 14 km oder 52 km gelaufen. Na gut, dass ich das nicht bereits am Anfang erfahren habe plus unterwegs den zusätzlichen Ansporn hatte durch die Zwischeninfo, dass ich zweite Frau wäre. Etwas schade fand ich es, dass es weder beim 26 km Lauf noch beim 52 km Lauf eine Marokkanerin teilgenommen hatte.
TAG NACH DEM LAUF
Tatsächlich hätte ich mir die Schmerzen schlimmer vorgestellt. Meine Füße taten mir überhaupt nicht weh, umso mehr allerdings meine Oberschenkel. Berglauf war noch nie wirklich meine Spezialität.
Team Berlin ist bereits am Morgen in Aufbruchstimmung gewesen. Auch war es mein Plan an diesem Tag abzufahren, doch mein Fahrzeug war erst zur Hälfte vollgeladen. Wir verabschiedeten uns somit und hoffen auf ein kurzes Wiedersehen in der Nähe von Agadir.
Mit den Hunden ging es erstmal für einen längeren Spaziergang in die Palmerie. Es war keine Menschenseele unterwegs und alle genossen Ihren Freilauf. Dann war erstmal Siesta angesagt und am Abend traf ich mich zur Nachbesprechung des Laufs mit dem Veranstalter.
Wir hatten ein spannendes Gespräch und ich bin gespannt was sich hieraus ergeben wird.